Mundhygiene im Alter ist besonders wichtig

Mundhygiene im Alter

Mundhygiene im Alter und für Menschen mit Handicap

Der Anteil der Senioren an der Bevölkerung nimmt in den nächsten Jahren deutlich zu. Wenn auch die allgemeine Gesundheit immer besser wird, so kommt es doch altersbedingt zu Veränderungen, die auch Auswirkungen auf die Mundhöhle und die Zahngesundheit haben. Beispielsweise können die bei Herz-Kreislauferkrankungen verordneten Medikamente den Speichelfluss senken. Diabetes mellitus kann eine Verschlechterung des parodontalen Zustandes verursachen. Aber auch andere Medikamente, die täglich eingenommen werden müssen, beeinflussen zusammen mit der Grunderkrankung oftmals auch die Mundgesundheit. Hinzu kommt oft noch eine eingeschränkte Beweglichkeit, die die tägliche Mundhygiene beeinträchtigt. Daher sind bei älteren Menschen Erkrankungen des Zahnhalteapparates, Wurzelkaries und Entzündungen der Mundschleimhaut häufig anzutreffen.

Zahnwurzelkaries, die bei älteren Patienten häufig vorkommt.
Zahnwurzelkaries, die bei älteren Patienten häufig vorkommt.

Doch der Spruch „Ein sauberer Zahn wird selten krank“, gilt wie beim jungen auch für die Zähne des älteren Menschen. Sich genügend Zeit für die tägliche Zahn-, Mund- und (falls vorhanden) Zahnprothesenpflege zu nehmen, ist deshalb nicht nur in der Jugend sondern auch im Alter wichtig.

Zahnpasta und Zahnbürste

Fluoridierte Zahnpasta und Zahnbürste gehören zur täglichen Mundpflege. Da aber im Alter oftmals die Beweglichkeit der Hand eingeschränkt ist, kann eine Drei-Kopf-Zahnbürste besonders hilfreich sein. Für Personen mit verkrümmten Händen, z.B. bei Gicht, sind herkömmliche schlanke Bürstengriffe ungeeignet, da diese nicht richtig gegriffen werden können. Durch einfaches verstärken des Zahnbürstengriffes mit einer Moosgummihülle oder einer speziellen Griffschale kann hier schnell, einfach und kostengünstig geholfen werden. Auch universal einsetzbare Greifhilfen (z. B. HOLDI), erleichtern die mechanische Zahnreinigung.

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Für manuell eingeschränkte Personen und für Personen, bei denen die Mundpflege von einem Dritten durchgeführt wird, sind elektrische Zahnbürsten besonders sinnvoll. Der Kopf der elektrischen Zahnbürste wird von Zahn zu Zahn bewegt, ohne dass die für Handzahnbürsten üblichen Bewegungen durchgeführt werden.

Gerade bei Trägern von Totalprothesen kommt die Pflege von Zahnfleisch und Gaumen oft zu kurz. Die Folge: Trotz gründlicher Reinigung der dritten Zähne leiden viele Prothesenträger unter Mundgeruch oder Reizungen an Zahnfleisch und Gaumen. Deshalb muss der Gaumen und die Mundschleimhaut unter der Prothese mit einer weichen Zahnbürste gebürstet werde. Das reinigt nicht nur, sondern fördert auch die Durchblutung dieser stark beanspruchten Schleimhaut und hilft, unangenehme Entzündungen zu vermeiden. Anschließendes spülen mit einer Mundspülung schützt das Zahnfleisch zusätzlich.

Zahnseide, Interdentalbürste, Zahnhölzchen

Sofern Zahnseide korrekt benutzt werden kann, ist ihre Verwendung zu empfehlen. Speziell zur Pflege von Brücken und Implantaten sind dickere Zahnseiden erhältlich. Mit ihrem elastischen Flauschfaden erleichtern sie die Reinigung schwer zugänglicher Stellen. Da im Alter die Zahnzwischenräume oft erweitert sind, sind zur Reinigung der Zahnzwischenräume Interdentalbürsten besser geeignet. Ebenfalls brauchbar, aber nicht so wirksam, sind Zahnhölzer mit dreieckigem Querschnitt aus weichem Holz.

Zahnseide, Zahnhölzer und Co zur Zahnzwischenraumreinigung.
Zahnseide, Zahnhölzer und Co zur Zahnzwischenraumreinigung.

Zungenbürste zur Pflege der Zunge

Bei älteren Peronen ist die Zunge oft belegt. Das kann eine Ursache für Mundgeruch (Halitose) und verringertes Geschmacksempfinden sein. Daher empfiehlt es sich, die Zungenoberseite täglich mit einer speziellen Zungenbürste zu reinigen. Normale Zahnbürsten sind hierfür nicht geeignet, da ihre Borsten zu weich und zu lang sind. Deshalb können die Borstenspitzen nicht in die Vertiefungen der Zunge eindringen. Außerdem kann der hintere Teil der Zunge nicht ohne unangenehmen Würgereflex gereinigt werden. Die steifen Borsten der Zungenbürste säubern die Zungenoberfläche ohne sich zu biegen und das niedrige Bürstenprofil verhindert den Würgereflex beim Reinigen des hinteren Zungenteils.

Mundspüllösungen zur Karies- und Gingivitisprophylaxe

Senioren mit dem Risiko von Wurzelkaries benötigen besondere Vorsorgemaßnahmen. Nicht als Ersatz, aber zur Ergänzung der täglichen Mundpflege dienen Mundspüllösungen, die durch ihren Fluoridgehalt helfen, Karies zu verhüten oder durch bestimmte Wirkstoffe Entzündungen des Zahnfleisches verhindern. Aufgrund der oftmals durch verschiedene Umstände erschwerten Mundhygiene ist die Anwendung von zahnbelaghemmenden Substanzen besonders interessant. Als besonders wirkungsvoll gilt hierbei das Chlorhexidin-Digluconat (CHX) (z.B. Paroex® Chlorhexidin, Curasept HAP, parodur Liquid).

Chlorhexidin hilft bei Zahnfleischentzündungen

Chlorhexidin hat ein breites antibakterielles Wirkungsspektrum und verringert den Plaquebefall und die Schwere von Zahnfleischentzündungen um etwa 50 Prozent, allerdings kann es wegen seiner Nebenwirkungen (Verfärbung der Zähne, Geschmacksbeeinträchtigung) in der Regel nur vorübergehend eingesetzt werden kann. Daher wird es nicht zur täglichen Verwendung empfohlen, sondern nur bei bestimmten Indikationen, z.B. bei Patienten, die zu einer ausreichenden Mundhygiene nicht in der Lage sind. Zubereitungen mit Zinnfluorid (z.B. meridol Mundspülung) oder Triclosan gelten als die nächst wirkungsvollen Präparate, welche auch langfristig angewendet werden können.

Mundspüllösungen zur Ergänzung der Mundpflege. Bitte beachten Sie, dass einige Spüllungen nur zeitlich befristet angewendet werden sollen.
Mundspüllösungen zur Ergänzung der Mundpflege. Bitte beachten Sie, dass einige Spüllungen nur zeitlich befristet angewendet werden sollen.

Auch bei Mundspüllösungen mit Zinnfluorid konnte eine Plaquehemmung über mehrere Stunden nachgewiesen werden, was Zahnfleischentzündungen vorbeugt. Aus der gleichzeitigen Verabreichung von Fluorid resultiert eine gute Hemmung von Kronen- und Wurzelkaries. Ebenfalls plaquehemmend wirkt Triclosan. Darüber hinaus hat Triclosan einen parodontitishemmenden Effekt. Auch Cetylpyridiniumchlorid, Hexetidin oder phenolische Substanzen wie Listerine haben plaquehemmende Wirkung. Der in klinischen Langzeitstudien gefundene plaquehemmende Effekt ist jedoch geringer als von CHX, Zinnfluorid oder Triclosan. Zwar ist der plaquehemmende Effekt der Aminfluorid/Zinnfluorid-Kombination geringer als der von CHX, in Anbetracht der nur geringen Nebenwirkungen können diese Präparate als tägliche Mundspülung verwendet werden.

Hilfen bei Mundtrockenheit (Xerostomie)

Zwar gibt es keine genauen Zahlen. Es wird aber angenommen, dass etwa 25 % der Bevölkerung, vor allem Frauen, und mehr als 50 % der älteren Menschen von Mundtrockenheit betroffen sind. Mit steigendem Alter nimmt das Problem zu. Die Ursachen der Mundtrockenheit sind vielfältig, wobei vor allem Arzneimittel und Medikamente eine große Rolle spielen. Betrachtet man die Beipackzettel genau, dann sieht man schnell, dass bei vielen Medikamenten (z. B. Psychopharmaka, bestimmte blutdrucksenkende Mittel, Medikamente bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen) Mundtrockenheit als mögliche Nebenwirkung genannt wird. Aber auch bestimmte Krankheiten, beispielsweise Diabetes Mellitus oder Sjögren Syndrom, Speicheldrüsenerkrankungen sowie die infolge einer Krebserkrankungen im Mund, Gesicht oder Hals notwendige Behandlung (Chemotherapie oder Bestrahlung) können einen trockenen Mund bewirken. Vor allem bei der Bestrahlung werden die Speicheldrüsen oft irreversibel geschädigt.

Speichel erfüllt viele Funktionen

Der Speichel ist für die Gesundheit unserer Zähne äußerst wichtig. Täglich werden etwa 1 bis 2 Liter Speichel in den Speicheldrüsen. Dabei wird die Speichelabsonderung durch den Kauvorgang, aber auch durch geschmackliche, optische oder psychische Reize ausgelöst. Die Funktion des Speichels ist vielfältig. Er hält die Mundschleimhaut feucht, spült die Zähne, löst Geschmackstoffe und schwächt Säuren ab. Durch die im Speichel enthaltenen Enzyme werden schon während des Kauens Teile der Nahrung zerlegt. So zerteilt das Enzym Ptyalin die langen Molekularketten der Kohlenhydrate (Brot, Zucker, Mehl etc.) in kleine Stücke, die im Darm weiter verarbeitet werden.

Der Speichel beschleunigt aber auch die Wundheilung, hemmt das Wachstum von Bakterien und schützt das eigene Gewebe. Darüber hinaus enthält der Speichel sämtliche Mineralsalze, die der Zahnschmelz zu seiner Härtung und für den Erhalt seiner Widerstandskraft gegenüber Säureattacken braucht. Der Speichel hilft so, die Zähne vor Karies zu schützen. Bei Mundtrockenheit fehlt diese Schutzfunktion des Speichels. Das Risiko, dass Zähne kariös werden, steigt an.

a) Große Speicheldrüsen in der Mundhöhle. Die größte und wichtigste Speicheldrüse ist die Ohrspeicheldrüse (Glandula parotis, a). Ihr Ausführungsgang endet gegenüber dem zweiten oberen Mahlzahn (Molar). Der Drüsenausgang der Unterkieferspeicheldrüse (Glandula submandibularis, c) endet unter der Zunge. Die Unterzungenspeicheldrüse (Glandula sublingualis, b) liegt innerhalb der Mundhöhle und wirft auf dem Mundboden eine Schleimhautfalte auf. b) Der Speichel enthält sämtliche Mineralien, die der Zahnschmelz für seine Härtung benötigt. Bei Mundtrockenheit fehlt diese Schutzfunktion. Das Kariesrisiko ist erhöht.
a) Große Speicheldrüsen in der Mundhöhle. Die größte und wichtigste Speicheldrüse ist die Ohrspeicheldrüse (Glandula parotis, a). Ihr Ausführungsgang endet gegenüber dem zweiten oberen Mahlzahn (Molar). Der Drüsenausgang der Unterkieferspeicheldrüse (Glandula submandibularis, c) endet unter der Zunge. Die Unterzungenspeicheldrüse (Glandula sublingualis, b) liegt innerhalb der Mundhöhle und wirft auf dem Mundboden eine Schleimhautfalte auf.
b) Der Speichel enthält sämtliche Mineralien, die der Zahnschmelz für seine Härtung benötigt. Bei Mundtrockenheit fehlt diese Schutzfunktion. Das Kariesrisiko ist erhöht.

Durch kauaktive Speisen, zuckerfreie Kaugummis und viel Trinken (2 bis 3 Liter Flüssigkreit pro Tag, z.B. Wasser, ungesüßter Tee) kann der Speichelfluss angeregt werden. Die zusätzliche Verwendung von  Speichelersatzprodukten (Zahnpasta, Mundgel, Spülung, Spray) hilft, die Symptome der Mundtrockenheit zu lindern und die Mundschleimhaut vor Reizungen zu schützen. Bei andauernder Mundtrockenheit sollte jedoch die Ursache durch einen Arzt abgeklärt werden.

Ratgeber für das Pflegepersonal und pflegende Angehörige

Pflegebedürftige können ihre tägliche Mund- und Zahnpflege oft nicht mehr selbständig bewältigen. Sie sind auf Unterstützung angewiesen. Leider zeigen jedoch viele Untersuchungen, dass die Mundhygiene im Pflegealltag (noch) nicht im Vordergrund steht. Dabei kann durch systematische Mundhygiene die Lebensqualität alter Menschen deutlich verbessert werden. Denn gerade alte Menschen, chronisch Kranke oder Behinderte gehören im Bereich der Mundgesundheit immer noch zu den Hochrisikogruppen. Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels unserer Gesellschaft ist es wichtig, diese Situation zu ändern.

Die Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) hat in Zusammenarbeit mit der Bundeszahnärztekammer einen Online-Ratgeber erstellt.
Der Ratgeber erleichtert die tägliche Mund- und Zahnhygiene sowohl für Pflegebedürftige als pflegenden Angehörigen im häuslichen Umfeld und steht auch als PDF Version zur Verfügung. Das in Kalenderform gestaltete „Handbuch der Mundhygiene – Ratgeber für das Pflegepersonal, für betagte Menschen, chronisch Kranke und Menschen mit Behinderungen“ ist ebenfalls eine wichtige Hilfe für das Personal in Pflegeeinrichtungen und für pflegende Angehörige in der häuslichen Pflege.

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5 Kommentare zu „Mundhygiene im Alter“

  1. Die Tipps sind meinem Vater sehr behilflich! Mein Dankeschön! Ehrlich gesagt legt er einen nicht so großen Wert auf die Zahnpflege, er isst aber viel Gemüse, besonders Zwiebeln und Knoblauch, sowie auch Äpfel. Aber mit Zeit entstehen ab und zu Probleme wegen Zahnempfindlichkeit. Ein sinnvoller Rat leistet immer eine Hilfe!

  2. Ich kannte die Zahnhölzer mit dreieckigem Querschnitt gar nicht. Es ist wirklich wichtig die Zahnimplantate auch ordentlich zu pflegen. Karies kann das Implantat in dem Sinn nicht angreifen aber die Essensreste können einen Mundgeruch verursachen.

  3. Vielen Dank für diesen Beitrag über Mundhygiene im Alter. Gut zu wissen, dass man mit Mundspülungen mit Fluorid Karies an Kronen vorbeugen kann. Meine Oma hat auch einige Kronen und ich werde sie mal fragen, ob sie solche Mundspülungen schon verwendet.

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