Für die Handhygiene sollten Hände statt durch häufiges Waschen mit Seife besser desinfiziert werden. Das reduziert das Risiko für Ekzeme, so die Deutsche Dermatologische Gesellschaft.
Mehr Desinfizieren, weniger Waschen
Wenn jetzt die Schule beginnt, müssen sich Lehrende und Schülerinnen und Schüler an Hygieneregeln halten, um das Risiko einer Corona-Infektion zu verringern. Die Handhygiene ist dabei eine der wichtigsten Schutzmaßnahmen gegen das Corona-Virus. Die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) rät dazu, Hände zu desinfizieren, anstatt sie häufig mit Seife zu waschen. Denn durch das häufige Waschen mit Seife wird die natürliche Hautbarriere, die unter anderem Pilze und Bakterien abblockt und den Körper vor UV-Strahlen und chemischen Stoffen schützt, beeinträchtigt. Das Risiko für Handekzeme steigt dadurch. Die Hautärzte (Dermatologen) empfehlen zudem, in Schulen Spender mit Hautpflegepräparaten aufzustellen. Durch diese Pflegepräparate soll die Regeneration der Haut gefördert werden.
„Handhygiene an Schulen ist besonders in Pandemiezeiten wichtig. Aber die Hygienepläne müssen um Maßnahmen ergänzt werden, die helfen, die Haut von Schülern und Lehrern gesund zu erhalten“
Prof. Dr. med. Peter Elsner, Direktor der Klinik für Hautkrankheiten am Universitätsklinikum Jena und Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG)
Die Tipps der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zur Handhygiene mit Seifen (auch Detergenzien genannt) seien wichtig. Sie lassen aber außer Acht, dass häufiges Händewaschen mit diesen Substanzen die Haut enorm strapaziert. Wenn die Barrierefunktion der Haut angegriffen wird, entstehen Hautschäden. Die Haut wird trocken und rissig oder es kommt sogar zu entzündlichen Hautveränderungen, sogenannten Handekzemen. Eine aktuelle Studie aus Dänemark ergab, dass durch das Corona-bedingte Händewaschen bei jeder/jedem zweiten Schülerin/Schüler ein Handekzem auftrat.
Handhygiene und Hautpflege gehören zusammen
Studien zum Verhältnis von Hautverträglichkeit und unterschiedlichen Maßnahmen zur Handhygiene haben gezeigt, dass alkoholbasierte Desinfektionsmittel die Haut weniger belasten als häufiges Händewaschen mit Seife. Daher ist bei nicht sichtbar verschmutzten Händen eine Händedesinfektion mit Alkohol dem Händewaschen mit Seife vorzuziehen. Das reicht jedoch nicht, denn nach der Desinfektion oder dem Händewaschen folgt die Hautpflege.
„Nach jedem Desinfizieren und nach jedem Händewaschen sollte die Haut mit einem Pflegepräparat eingecremt werden, um die Regeneration der Hautbarriere zu unterstützen“
Professor Dr. med. Andrea Bauer, Stellvertretende Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Berufs- und Umweltdermatologie in der DDG
Für die Dermatologin, die als Oberärztin an der Klinik und Poliklinik für Dermatologie am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus in Dresden arbeitet, gehören daher zur Handhygiene Desinfektionsmittelspender in die Klassenzimmer und auf Gänge. Nur dann ist eine Infektionsprophylaxe auch an Orten ohne Waschbecken möglich. In Punkto Hautpflege sieht die DDG-Expertin bei den Schulen noch einen Nachholbedarf, denn bisher war Hautpflege noch kein Thema der Hygienekonzepte. Da muss sich nach Meinung der Expertin etwas ändern. Ergänzend zu Desinfektionsmittelspendern sollten daher auch solche mit geeigneten Hautpflegepräparaten Eingang in die Klassenzimmer finden. Eine Forderung, die Professor Elsner, Direktor der Klinik für Hautkrankheiten am Universitätsklinikum Jena, unterstützt:
„Da etwa 30 Prozent der Schüler eine allergische Erkrankung oder eine entsprechende Anlage haben und dies mit einem erhöhten Risiko für Handekzeme einhergeht, ist richtige Handhygiene, also Desinfektion plus Handpflege, so wichtig.“
(zpl, Foto: Halfpoint / shutterstock.com)
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Richtiges Händewaschen
Trotz Desinfektion der Hände mit einem geeigneten Desinfektionsmittel bleib das Händewaschen weiterhin wichtig im Kampf gegen Bakterien, Viren und Co. Besonders in Zeiten erhöhter Infektionsgefahr. Aber machen wir es auch richtig? Zwei Video zeigen kurz und knapp, welche Bedeutung das Händewaschen für den Infektionsschutz hat und worauf es beim Händewaschen ankommt.
Weitere Informationen im Internet
- Apotheken-Umschau.de: Richtige Händedesinfektion. (abgerufen am 07.08.2020)
- Apotheken-Umschau.de: Gesunde Hände trotz intensiver Hygiene. (abgerufen am 07.08.2020)
- Deutsche-Apotheker-Zeitung.de: Mythen der Händedesinfektion. (abgerufen am 07.08.2020)
- Infektionsschutz.de: Desinfektionsmittel. (abgerufen am 07.08.2020)
- Infektionsschutz.de: Händewaschen. (abgerufen am 07.08.2020)
- Haufe.de: Wie funktioniert richtiges Händewaschen? (abgerufen am 07.08.2020)
- Robert-Koch-Institut: Epidemiologisches Bulletin. Haben wir seine Botschaft verstanden? – Ein Abriss zur Geschichte der Händehygiene anlässlich des 200. Geburts-tages von Ignaz Philipp Semmelweis. (pdf-Datei, 442 KB, abgerufen am 07.08.2020)
- Robert-Koch-Institut: Epidemiologisches Bulletin. Aspekte der Hautverträglichkeit, des Hautschutzes und der Hautpflege. (pdf-Datei, 111 KB, abgerufen am 07.08.2020)
1 Kommentar zu „Handhygiene: desinfizieren statt zu viel waschen.“
Bei der Apotheke in der Nähe habe ich immer Desinfektionsgel geholt. Ich bin kein Fan von zu viel Händewaschen. Der Artikel hier ist gut geschrieben!