Intraoralscanner – nützlich zur Kariesdiagnostik im Pflegeheim?

Oft gehen ältere und pflegebedürftige Menschen wegen ihrer eingeschränkten Mobilität nicht regelmäßig zum Zahnarzt. Hier kann die Telemedizin helfen, indem man einen Intraoralscanner (IOS) für das Screening und die Diagnose nutzt. Die Charité Berlin  hat diesen Ansatz genauer untersucht.

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Charité hat den telemedizinischen Ansatz simuliert

Ältere und pflegebedürftige Menschen suchen aufgrund ihrer eingeschränkten Mobilität oft nicht regelmäßig einen Zahnarzt auf. Sie können nicht selbstständig in die Zahnarztpraxis kommen. Die Telemedizin bietet hier eine Lösung, indem sie einen Intraoralscanner für das Screening und die Diagnose einsetzt. Ein Intraoralscanner ist ein medizinisches Gerät, das den Mundraum direkt abtastet und dreidimensionale digitale Modelle der Zähne und des Zahnfleischs erstellt.

Eine Studie der Charité – Universitätsmedizin Berlin prüfte die Genauigkeit und Zuverlässigkeit von 3D-Scans aus dem Mund zur Beurteilung der Mundgesundheit älterer Pflegeheimbewohner1Kharbot, B., Riegel, M., Schwendicke, F., Paris, S. and Göstemeyer, G. (2025), Accuracy and Reliability of Intraoral 3D Scans for Diagnostic Evaluations in Nursing Home Residents. Gerodontology, 42: 507-513. https://doi.org/10.1111/ger.12817. Zuerst beurteilte ein Untersucher ohne vorherige Zahnreinigung mit Lupe und Instrumenten Füllungen, Karies, Mundhygiene und fehlende Zähne. Er nutzte dazu eine optische und taktile Untersuchung. Taktil bedeutet, dass er Informationen durch Berührung oder Fühlen gewinnt. Anschließend erfolgte die Erstellung von Intraoralscans. Nach den Aufnahmen gemäß dem Standard-Scanweg führte der Untersucher zusätzlich einen neuen Scanweg mit der Kariesdiagnose-Hilfsfunktion des Intraoralscanners unter Fluoreszenzlicht durch. Fluoreszenzlicht ist eine spezielle Beleuchtung, die bestimmte Strukturen im Mund, wie Karies, sichtbar machen kann, da diese anders leuchten als gesundes Gewebe. Zehn Monate später werteten zwei andere Untersucher sowie der klinische Untersucher die Scans zur Simulation der Telemedizin auf dem Scanner-Bildschirm aus.

Basisdiagnostik gut, manche Beurteilungen nicht so gut

Die Auswertung der Scans von 43 teilbezahnten pflegebedürftigen Studienteilnehmern mit insgesamt 486 Zähnen zeigte, dass fehlende Zähne und Füllungen perfekt beziehungsweise sehr gut erkennbar waren. Eine perfekte Erkennung bedeutet eine hundertprozentige Übereinstimmung mit dem klinischen Befund. Die Genauigkeit bei Karies war jedoch geringer und bei der Mundhygiene, das heißt der Zahnpflege, sogar ungenügend. Das deutet darauf hin, dass der Intraoralscanner alleine nicht ausreicht, um den Zustand der Zahnpflege umfassend zu bewerten.

Der Vergleich zwischen den Untersuchern zeigte, dass sie bei fehlenden Zähnen (perfekte Übereinstimmung) und beim Erkennen von Füllungen (sehr gute Übereinstimmung) zu denselben Ergebnissen kamen. Bei Karies oder mangelnder Mundhygiene erreichten sie eine gute Übereinstimmung. Trotz dieser Ergebnisse kann der Intraoralscanner die klinische Untersuchung zurzeit noch nicht vollständig ersetzen. Die haptische und visuelle Beurteilung durch den Zahnarzt bleibt wichtig.

Fazit

Die Wissenschaftler schlussfolgern, dass man Scans zur telemedizinischen Beurteilung des Mundgesundheitszustandes von Pflegeheimbewohnern verwenden kann. Trotzdem können Scans die klinische Untersuchung zurzeit noch nicht ersetzen, da sie bei Karies und Mundhygiene eine geringere Genauigkeit aufweisen. Behandler müssen daher wissen, dass die Scans bei unterschiedlichen Diagnosezielen eine unterschiedliche Präzision liefern. Sie müssen die Grenzen der Technologie kennen und berücksichtigen.

zpl, Teaserfoto: Adobe KI-generiert

Literatur/Anmerkungen

  • 1
    Kharbot, B., Riegel, M., Schwendicke, F., Paris, S. and Göstemeyer, G. (2025), Accuracy and Reliability of Intraoral 3D Scans for Diagnostic Evaluations in Nursing Home Residents. Gerodontology, 42: 507-513. https://doi.org/10.1111/ger.12817

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