Die Ernährungs-Zahnbürste

Die Ernährungs-Zahnbürste

Haben Sie schon mal einen Affen mit einer Zahnbürste gesehen? Wahrscheinlich nicht? Haben Affen deshalb mehr Karies? Dieser verblüffenden Frage gehen die Zahnärzte Johan Wölber und Christian Tennert nach.

Ohne Zahnbürste und trotzdem gesund

Affen haben keine Zahnbürste. Sie reinigen sich auch nicht regelmäßig ihr Gebiss. Aber dennoch erfreuen sie sich bester Mundgesundheit. Bei einer Untersuchung an 106 Schädeln von Brüllaffen wurde nur bei 15 Prozent der Tiere ein parodontitisbedingter Knochenabbau gefunden1Hall WB, Grupe HE, Claycomb CK. The periodontium and periodontal pathology in the howler monkey. Archives of Oral Biology. Published online March 1967:359-IN20. doi:10.1016/0003-9969(67)90220-8. Bei einer anderen Studie an 685 wildlebenden Rhesus-Affen hatten lediglich 0,3 Prozent der Affen Karies. Und das ohne Zahnbürste und ohne professionelle Zahnreinigung.

Die „Ernährungs-Zahnbürste“ klärt auf

Sind Löcher in den Zähnen (Karies), Zahnfleischentzündungen (Gingivitis) oder Knochenabbau um die Zähne (Parodontitis) wirklich nur die Folge des schlechten Zähneputzens? Diese Frage stellen sich die Zahnärzte und Ernährungsexperten Johan Wölber und Christian Tennert in ihrem kürzlich erschienenen Buch „Die Ernährungs-Zahnbürste“. Schließlich ist es eigenartig: Wir putzen regelmäßig die Zähne. Trotzdem haben in Deutschland 98 Prozent der Bevölkerung Löcher in den Zähnen, also Karies. Und jede zweite Person leidet unter Parodontitis – trotz Zahnreinigung.

„Mundgesundheit ist vor allem eine Frage der Mundhygiene – sollte man meinen.“

Johan Wölber/Christian Tennert in „Die Ernährungs-Zahnbürste“

Zahnbürste ist wichtig, aber Ernährung ist (fast) wichtiger

Mit einer auf dem Buch-Cover abgebildeten Zahnbürste weisen Wölber und Tennert den Weg. Statt Nylonborsten ist der Bürstenkopf mit Brokkoli, Paprika und grünem Spargel gespickt. Die Zahnbürste ist wichtig, aber die Ernährung spielt eine entscheidende Rolle.
In sechs Kapitel und auf 181 humorvoll geschriebenen und reichlich bebilderten Seiten spannen die Autoren den Bogen. Sie beginnen, wie könnte es auch anders sein, bei Karius und Baktus. Anschließen streifen sie die Steinzeit-Ernährung und stellen die „stillen Krankheiten“ Gingivitis und Parodontitis vor. Dann kommen die Autoren zu ihrem Hauptthema, der Ernährung. Den Abschluss bildet das sechste Kapitel mit leckeren Rezepten für die mundgesunde Küche. Schließlich soll Mundgesunde Ernährung schmecken. Das Vorwort stammt aus der Feder von Dr. Joel Fuhrmann, dem Arzt und Autor der Bestseller „Eat to Live“ und „Fastfood kann tödlich sein“.

Ein spektakulärer Ansatz mit mehreren Vorteilen

Mit Brokoli und Co., Omega-3-Fettsäuren und Präbiotika gegen Karies und Parodontitis. So der auf den ersten Blick provokant klingende Vorschlag der beiden Wissenschaftler für mehr Mundgesundheit. Ein spektakulärer Ansatz. Er hat jedoch den Vorteil, dass er nicht nur die Mundgesundheit verbessert, sondern sogar Diabetes, Übergewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen entgegenwirkt. Ab Seite 65 werden die sechs Prinzipien der mundgesunden Ernährung ausführlich erklärt. Die Leser erfahren, dass über die Ernährung mehr Mikronährstoffe (z.B. Mineralstoffe, Vitamine, Spurenelemente, als Makronährstoffe (z.B. Fette, Eiweiße, Kohlenhydrate) aufgenommen werden sollten. Schließlich sind Mikronährstoffe wichtig für die Gesundheit. Auch der Einsatz von Probiotika als nebenwirkungsarme Therapie im Einsatz gegen Parodontitis wird beleuchtet.

Kritisch sehen die Autoren unseren hohen Zuckerverbrauch. Denn Zucker bzw. die Umwandlung des Zuckers in zerstörerische Säuren ist die Ursache für Karies. Wie das geschieht, wird verständlich erklärt. In diesem Zusammenhang sparen die Experten nicht mit Kritik an der Zuckerindustrie und deren Lobbyarbeit in politischen Gremien. Nebenbei zeigen die Autoren auf den Seiten 44 und 45 was eine gute wissenschaftliche Studie ausmacht und was die Begriffe „randomisiert“ oder „Meta-Analyse“ bedeuten.

„Bevor Sie zubeißen, überlegen Sie: Wäre ein homo sapiens in freier Natur mit diesem Lebensmittel in Kontakt gekommen?“

Die Ernährungs-Zahnbürste, S. 100

Manche Themen werden in speziellen Infokästen mit dem Piktogramm „Albert Einstein“ vertieft. Beispielsweise erfährt man hier, dass Blaubeeren wie eine Zahnbürste wirken (S. 83), mit Verboten eher das Gegenteil bewirkt wird (S. 120) und dass Zucker den pH-Wert im Mund senkt (S. 28). Grafiken, Tabellen und Abbildungen unterstützen den Text und verbessern das Verständnis.

Die 19 Rezepte am Schluss des Buchs, wie Feldsalat mit gebratenem Spargel, Rote Beete Hummus oder BananenBeeren-Eis (beliebt bei Kindern), motivieren, dass Gelesene praktisch umzusetzen. Die Rezepte gelingen auch „Nicht“-Kochprofis. Die in den Rezepten steckenden gesundheitsfördernden Wirkungen werden durch grüne Häkchen angezeigt.

Ein wertvoller Ratgeber für Patienten, Ärzte und Zahnärzte

Das gelungene Buch ist mit seinem fundierten Wissen nicht nur für Patienten lesenswert. Auch für Zahnärzte und Ärzte lohnt sich die Lektüre. Zumal die Autoren feststellen, dass Ärzte und Zahnärzte die Ernährung kaum bei ihren Patienten thematisieren. Nach dem Lesen dieses Buches dürfte es ihnen leichter fallen.

(zpl)

Über die Autoren

Johan Wölber
Privatdozent Dr. Johan Wölber ist Zahnarzt und wissenschaft licher Mitarbeiter an der Universität Freiburg sowie Ernährungsmediziner. Sein besonderes Interesse gilt der Erforschung und Lehre über den Zusammenhang von Ernährung, Gingivitis, Parodontitis und oraler Gesundheit. Er ist unter anderem Referent für die Deutsche Gesellschaft für Parodontologie und die Deutsche Akademie für Ernährungsmedizin. 2017 hat er sich an der Universität Freiburg habilitiert. (Quelle: Narayana Verlag).

Christian Tennert
Privatdozent Dr. Christian Tennert ist Oberarzt an den Zahnmedizinischen Kliniken der Universität Bern / Schweiz. Seit über 10 Jahren befasst er sich intensiv mit Ernährung. Sein wissenschaftlicher Schwerpunkt liegt im Einfluss der Ernährung auf den menschlichen Körper, insbesondere im Sport / Leistungssport. Er schloss 2017 eine Weiterbildung zum Ernährungsmediziner bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin / Deutsche Akademie für Ernährungsmedizin (DGEM / DAEM) ab. (Quelle: Narayana Verlag).

Die Ernährungs-Zahnbürste
Autoren: Johan Wölber, Christian Tennert
ISBN: 3962571736
EAN: 9783962571733
Narayana Verlag GmbH
gebunden – 216 Seiten

Literatur/Anmerkungen

  • 1
    Hall WB, Grupe HE, Claycomb CK. The periodontium and periodontal pathology in the howler monkey. Archives of Oral Biology. Published online March 1967:359-IN20. doi:10.1016/0003-9969(67)90220-8

10 Kommentare zu „Die Ernährungs-Zahnbürste“

  1. Das ist ein sehr interessanter Beitrag. Und wahrscheinlich ein bisher vielen unbekannter Ansatz, der sicherlich auch für Verwunderung sorgen wird. Am besten sollte sowas mit dem Zahnarzt Bern besprochen werden.

  2. Die Zahnpflege ist wirklich sehr wichtig und sollte schon früh richtig begonnen werden. Die regelmässigen Kontrollen beim Zahnarzt Luzern dürfen auch bei Ihnen nicht fehlen.

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