Süße Getränke liegen in Deutschland voll im Trend. Besonders bei heißem Wetter. Im Jahr 2023 wurden in Deutschland 7,76 Milliarden Liter Softdrinks hergestellt. Hilft eine Zuckersteuer den Konsum zu reduzieren?
Voraussichtliche Lesedauer: 4 Minuten
Laut Statistischem Bundesamt wurden pro Kopf rund 93 Liter Softdrinks konsumiert. Die meisten dieser Getränke waren Cola, Colamischgetränke und Limonaden. 71 % oder 5,54 Milliarden Liter der zuckerhaltigen Getränke entfielen auf Cola, Colamischgetränke und Limonade. Gegenüber 2022 stieg gesamte Produktion zuckerhaltiger Erfrischungsgetränke um 6,0 %. Im Zehn-Jahres-Vergleich blieb sie allerdings nahezu konstant.
Gemischte Erfahrungen mit Zuckersteuer: Was Deutschland von Dänemark lernen kann
Die Einführung einer Zuckersteuer wird immer wieder als Maßnahme zur Reduktion des Zuckerkonsums diskutiert. Ziel ist auch die Verringerung der damit verbundenen gesundheitlichen und gesellschaftlichen Kosten. In Deutschland besteht reges Interesse an dieser Art von Steuer. Eine aktuelle Studie aus der Abteilung Staat des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) zeigt jedoch gemischte Erfahrungen mit der dänischen Zuckersteuer.
„Zu viel Zucker macht krank und verursacht hohe Kosten – nicht nur individuell, sondern beispielsweise über Krankenkassenkosten sowie Arbeits- und Steuerausfälle auch für die Gesellschaft insgesamt.“
Renke Schmacker, Studienautor und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung Staat im DIW Berlin
Wirksamkeit von Zuckersteuern: Eine Analyse der Konsumveränderungen in Dänemark und die Rolle der Selbstkontrolle
In Dänemark führte eine Erhöhung der Zuckersteuer 2012 zwar zu einer spürbaren Verringerung des Konsums zuckerhaltiger Getränke. Allerdings stellte sich heraus, dass Menschen mit geringer Selbstkontrolle, die besonders von einem reduzierten Zuckerkonsum profitieren könnten, nur minimal auf die Steuer reagierten. Dieses unterschiedliche Verhalten in Abhängigkeit von der Selbstkontrolle der Konsumenten deutet darauf hin, dass eine simple Steuererhöhung nicht für alle Zielgruppen gleich wirksam ist. Nach der Abschaffung der dänischen Zuckersteuer im Jahr 2014 kehrte der Konsum zuckerhaltiger Getränke rapide zurück. Dies zeigt, dass der Effekt der Steuer nur vorübergehend und stark preisabhängig war. Diese Erkenntnis verdeutlicht, dass andere Ansätze, die die Struktur und den Inhalt der Produkte selbst betreffen, möglicherweise nachhaltigere Ergebnisse erzielen könnten.

Erfolgsmodell Großbritannien: Wie eine gestaffelte Steuer Produzenten zur Zuckerreduktion brachte
Das Vereinigte Königreich bietet ein interessantes Alternativmodell zur dänischen Zuckersteuer. Dort wurde 2018 eine stufenweise Zuckersteuer eingeführt. Diese variiert abhängig vom Zuckergehalt der Getränke. Durch diese Regelung entstand ein erheblicher Anreiz für die Produzenten, den Zuckergehalt ihrer Produkte zu senken. Ziel war es, niedrigere Steuersätze zu erzielen. Fünf Jahre nach Einführung der Steuer haben viele Produzenten den Zuckergehalt ihrer Produkte reduziert. Dabei wurden die Preise für die Konsumenten nicht signifikant in die Höhe getrieben.
Daher könnte eine gestaffelte Zuckersteuer nach dem Vorbild des Vereinigten Königreichs eine effizientere Lösung sein. Sie würde nicht nur den Zuckerkonsum insgesamt senken, sondern auch dazu führen, dass die Getränke in ihrer Grundzusammensetzung gesünder werden. Dies könnte besonders den Menschen mit geringer Selbstkontrolle zugutekommen, da die gesünderen Alternativen ohne aktives Handeln der Konsumenten verfügbar wären. Zusammengefasst wird empfohlen, dass Deutschland eine stufenweise Zuckersteuer in Erwägung zieht, die den Zuckergehalt in Getränken gezielt reduziert und dadurch sowohl individuelle Gesundheitsvorteile als auch gesellschaftliche Kosteneinsparungen erzielt.
„Durch eine solche stufenweise Zuckersteuer entsteht ein Anreiz, der Produzent*innen dazu bewegt, den Zuckergehalt der Getränke deutlich zu reduzieren – teilweise ohne die Getränke teurer zu machen.“
Renke Schmacker
zpl, Quelle: PM DIW
Weitere Informationen auf diesem Blog
- Knappe Mehrheit für die Zuckersteuer
- Zuckergehalt wird unterschätzt
- Zuckerhaltige Ernährung zu wenig eingeschränkt
- Kindergetränke: Oft überzuckert und mit Comics verziert
- Joghurts oft mit zu viel Zucker
- Frühstückscerealien meist überzuckert
- Zuckerrückgang aus Süßwaren am geringsten.
Weitere Informationen im Internet
- gg-digital.de: Bei der Zuckersteuer von anderen Staaten lernen [abgerufen am 14.07.2024]
- pro Sieben.de: Extra Abgabe auf Limo und Co.: Was eine Zuckersteuer bewirken könnte [abgerufen am 14.07.2024]
- Süddeutsche Zeitung: Dänemark hat ein Problem: Süßwarenschmuggel [abgerufen am 14.07.2024]
- Deutscher Bundestag: Ausgestaltung einer Zuckersteuer in ausgewählten Ländern und ihre Auswirkung auf Kaufverhalten, Preise und Reformulierung [pdf-Datei, 226 KB, abgerufen am 14.07.2024]
1 Kommentar zu „Zuckersteuer: Ein Stufenmodell als Lösung für süße Getränke?“
Ich stimme voll und ganz zu, dass ein gestaffeltes Modell der Zuckersteuer, ähnlich dem im Vereinigten Königreich, eine wirkungsvolle Maßnahme darstellt. Ist ja schlau, wenn wir von unseren Nachbarn lernen können.
Dieses Modell setzt direkte Anreize für Hersteller, den Zuckergehalt ihrer Produkte zu senken, um niedrigere Steuersätze zu erreichen. Dies könnte vor allem Menschen helfen, die Schwierigkeiten haben, ihren Zuckerkonsum eigenständig zu regulieren, da gesündere Optionen automatisch verfügbarer würden.