Fluoride schützen vor Karies

Fluoride zur Kariesvermeidung

Fluoride schützen

Fluor kommt in der Natur fast immer in Salzform, als Fluorid, vor. Es gehört zur gleichen chemischen Gruppe wie Jod, Brom und Chlor. Während Fluorid ein Salz ist, ist reines Fluor ein giftiges  Gas. Fluoride sind überall in unserer Umwelt zu finden. Beispielsweise enthält Meerwasser etwa 1 bis 1,5 Milligramm Fluorid pro Liter. Bestimmte Mineralien enthalten bis zu 5% Fluorid, gewöhnliche Felsgesteine bis zu 0,5%. Da das Leben im Meer entstanden ist, bilden Fluoride einen natürlichen Bestandteil aller Lebewesen. Sie sind am Aufbau verkalkten Gewebe beteiligt und kommen in den Zähnen, im Schuppenpanzer von Meerestieren und im Skelett von Wirbeltieren vor. Die Knochen eines erwachsenen Menschen enthalten  2 – 20 g Fluorid.

Fluoride sind in der Form und in den Mengen, wie sie normalerweise vom Menschen aufgenommen werden,  ungefährlich. Allerdings müssen Grenzen für die aufgenommene Fluoridmenge beachtet werden.

Fluoride zum Schutz vor Karies

Neben der regelmäßigen Zahnpflege und der richtigen Ernährungsweise schützt Fluorid die Zähne vor Karies. Denn das Fluorid lagert sich in den Zahnschmelz ein. Dadurch wird der Zahnschmelz widerstandsfähiger gegen kariesauslösende Säureattacken und die dadurch verursachte Entkalkung. Zudem fördern Fluoride, dass sich Calcium und Phosphat aus dem Speichel in den Zahnschmelz einlagern (Remineralisierung). So entsteht eine Schutzschicht. Dennoch: Karies ist keine Fluoridmangelkrankheit! Wer sich frei von Zucker und Zuckerzusätzen in Lebensmitteln ernährt und eine optimale Mundhygiene betreibt, der braucht sich vor Karies kaum zu fürchten. Aber leben Sie wirklich so? Wenn nicht, dann sind Fluoride nützlich.

Fluoride können auf unterschiedliche Weise in den Zahnschmelz gelangen. Entweder äußerlich (=lokale Fluoridierung) durch Zahnpasten, Gele oder Mundwasser, oder innerlich (=systemische Fluoridierung), über das Trinkwasser, die Nahrung, fluoridiertes Speisesalz oder Fluorid-Tabletten.

Innerliche Fluoridierung (systemische Fluoridierung)

Bei der innerlichen Fluoridierung gelangt das Fluorid über den Magen und den Darm in den Körper und wird über die Blutbahn zu den im Kieferknochen liegenden Zahnkeimen transportiert. Theoretisch könnte man erwarten, dass durch die innerliche Fluoridierung selbst bei Zähnen, deren Zahnkronen noch nicht in die Mundhöhle durchgebrochen sind, Fluorid in den schon vorhandenen Zahnschmelz eingelagert wird. Beuere Studien zeigen aber, dass diese Wirkung vernachlässigbar ist. Weitaus wirksamer ist die lokale Fluoridierung. Daher empfehlen die Zahnärzte das Putzen mit fluoridhaltiger Zahncreme schon ab dem ersten Zahn. Kinder- und Jugendärzte empfehlen stattdessen bis zum Ende des 2. Lebensjahres die Gabe einer kombinierten Vitamin D- und Fluoridprophylaxe mit Tabletten (vgl. Deutsche Gesellschaft für Kinder und Jugendmedizin 2013). Leider ist so eine gewisse Verunsicherung vieler Eltern unvermeidlich.

Trinkwasserfluoridierung (TWF)

Eine Methode der  innerlichen Fluoridierung ist die Trinkwasserfluoridierung. Verschiedene Studien belegen eine Verringerung der Karies  von 50 bis 60 Prozent (siehe hierzu auch: Bebermeyer 2002, Hausen 2002, John 2002). Gegner der Trinkwasserfluoridierung kritisieren jedoch, dass durch diese Art der Fluoridierung eine Zwangsmedikation stattfindet. Außerdem bezweifeln sie die Möglichkeit, die Fluoridkonzentration konstant zu halten. In Deutschland wird eine Trinkwasserfluoridierung nicht durchgeführt, da diese Art der Fluoridierung sich gegen den zentralen Regelsatz in der Trinkwasserversorgung richtet. Diese besagt, dass Trinkwasser von Zusätzen freizuhalten und so natürlich wie möglich zu belassen ist.

Fluoridhaltige Mineralwässer

Mineralwasser ist eine wichtige Fluoridquelle, wenn es statt Leitungswasser zur Zubereitung der Speisen und Getränke verwendet wird. Allerdings ist der Fluoridgehalt der verschiedenen Mineralwässer sehr unterschiedlich. Mineralwasser mit einem Gehalt von über 1,0 mg Fluorid/Liter (dies entspricht dem von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Wert für eine Trinkwasserfluoridierung) sollte für Säuglingsernährung nicht verwendet werden.

Der Fluoridgehalt von Mineralwasser muss auf den Flaschenetiketten nicht aufgeführt werden, wenn er unter 1,5 mg Fluorid pro Liter Mineralwasser liegt. Gesetzlich ist lediglich festgelegt, dass Mineralwässer mit einer Konzentration von mehr als 1,0 mg Fluorid/Liter freiwillig als fluoridhaltig gekennzeichnet werden können. Wird Mineralwasser als „zur Zubereitung von Säuglingsnahrung geeignet“ ausgelobt, sind für die einzelnen Inhaltsstoffe gewisse Höchstwerte vorgesehen. Es darf dann beispielsweise nicht mehr als 0,7 mg Fluorid/Liter enthalten. Bei Werten über 1,5 mg Fluorid/Liter muss der Gehalt generell deklariert und nach der 2004 in Kraft getretenen „Dritten Verordnung zur Änderung der Mineral- und Tafelwasserverordnung“ zusätzlich mit folgendem Hinweis versehen sein: „Enthält mehr als 1,5 mg/l Fluorid: Für Säuglinge und Kinder unter 7 Jahren nicht zum regelmäßigen Verzehr geeignet“. Dieser Hinweis ist in unmittelbarer Nähe der Verkehrsbezeichnung anzubringen.

Die Landesarbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege in Hessen (LAGH) hat eine Liste mit den Fluoridgehalten von über 400 natürlichen Mineralwässern zusammengestellt. Die Liste ist hier als Acrobat Reader-Datei (486 KB) erhältlich.

Fluorid-Tabletten

Die Tablettenfluoridierung wurde früher vor allem für Kinder unter zwei Jahren als sinnvoll angesehen. Da sich aber in den vergangenen Jahren immer mehr die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass Fluoride vor allem durch direkten Kontakt mit der Zahnoberfläche, also lokal, wirken, kann laut einer Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) auf die unmittelbar nach der Geburt einsetzende Tablettenfluoridierung verzichtet werden. Denn zu diesem Zeitpunkt stehen noch keine Zähne in der Mundhöhle. Stattdessen sollten Sie ab dem Durchbruch der ersten Milchzähne eine Kinderzahnpasta mit 500 ppm Fluorid verwenden.

In einigen Fällen sind Fluoridtabletten dennoch sinnvoll. Beispielsweise wenn  die tägliche Zahnpflege und Salzzufuhr ohne Zusatz von Fluorid erfolgt oder der Zahnarzt ein hohes Kariesrisiko festgestellt hat. Wichtig ist der Hinweis, die Tabletten nicht sofort zu verschlucken, sondern sie zu lutschen. So wird zusätzlich eine lokale Wirkung erzeugt.

Speisesalzfluoridierung

In der Schweiz ist die Speisesalzfluoridierung seit 1955 eine wesentliche Stütze der Kariesprophylaxe. Allerdings erwies sich die zunächst verwendete Fluoridkonzentration von 90 mg Fluorid pro Kilogramm Salz als unzureichend. 1970 begann der Kanton Waadt, das Speisesalz für alle Haushalte, aber auch für Restaurants, Kantinen und andere Großküchen mit 250 mg/kg zu fluoridieren. Seit 1983 enthält fluoridierte Speisesalz in der Schweiz prinzipiell 250 mg Fluorid.

In Deutschland ist fluoridiertes Speisesalz mit einer Fluoridkonzentration von 250 mg/kg Salz seit 1991 erhältlich. Der tägliche Verzehr von 4 g dieses Salzes führt zu einer Aufnahme von 1 mg Fluorid. Zunächst entwickelte sich der Absatz von fluoridiertem Speisesalz in Deutschland nur langsam, erhielt jedoch in den Jahren 1998/1999 einen erheblichen Schub, als die Diskounter ALDI und LIDL fluoridiertes Speisesalz in ihr Warenangebot aufnahmen. Mittlerweile hat fluoridiertes Speisesalz in Deutschland einen Marktanteil zwischen 60 und 70 Prozent.

Speisesalzfluoridierung nicht überall gestattet

Zwar ist die Speisesalzfluoridierung eine sehr einfache Methode zur Fluoridierung. Die Wirksamkeit hängt allerdings davon ab, wie häufig dieses Salz bei der Zubereitung von Speisen verwendet wird. Dabei muss man bedenken, dass ein großer Teil der täglichen Salzzufuhr nicht aus selbst hergestellten Mahlzeiten stammt, sondern aus bereits gesalzenen Fertigprodukten wie Brot, Wurst etc. Kita, Schulen, Kantinen oder auch Pflegeeinrichtungen können in Deutschland fluoridiertes Speisesalz nicht verwenden. Lediglich mit einer Ausnahmegenehmigung  zur Zubereitung von Speisen mit fluoridiertem Speisesalz dürfen Großküchen dieses Salz verwenden (§ 68 Abs. 1 und 2 Nr.1  des Lebensmittel  und Futtermittelgesetzbuches).( https://www.gesetze-im-internet.de/lfgb/__68.html)

Ist sichergestellt, dass täglich Person 4 g fluoridierte Speisesalze verzehrt werden, ist diese Fluoridierungsmaßnahme den anderen gleichwertig. Für Säuglinge und Kleinkinder bis zum 2. Lebensjahr ist aber in jedem Fall eine andere Methode der Fluoridzufuhr erforderlich, da sie eine salzarme Nahrung benötigen. Bereits 1999 stellte das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) fest, dass vom Verzehr von fluoridiertem Speisesalz grundsätzlich keine Gefahr ausgeht (vgl. BfR 1999).

Äußerliche Fluoridierung (lokale Fluoridierung)

Lokale Fluoridierungen können auf sehr unterschiedliche Weise erfolgen, z. B. durch Zahnpasten, Spüllösungen, Gele oder Lack. Gebräuchliche Fluoride in Zahnpasten und Spüllösungen sind Natriummonofluorphoshat, Calciumfluorid, Natriumfluorid, Zinnfluorid und Aminfluorid. Die Kombination verschiedener Fluoride steigert deren Wirkung.

Zahnpasta

Sie ist die wichtigste Quelle zur lokalen Fluoridierung. Zulässig ist eine Fluoridkonzentration von maximal 0,15 Prozent (1500 ppm), das sind 1,5 mg pro g Paste. Ab dem ersten Milchzahn bis zum Schulalter wird die Verwendung von Zahnpasta mit niedrigerer Konzentration empfohlen (0,05 Prozent oder 500 ppm), um auch bei gewohnheitsmäßigem Verschlucken eine chronische Überschreitung der empfohlenen Fluoridzufuhr zu vermeiden. Für das Zähneputzen ist eine erbsengroße Menge Zahnpasta völlig ausreichend. Ab dem Schulalter wird eine Zahnpasta mit 1.000 bis 1.500 ppm Fluorid benutzt.

Fluoridhaltige Mundspüllösungen

Fluoridhaltige Mundspüllösungen enthalten 0,025 bis 0,2 Prozent Fluorid. Sie können täglich, am besten nach dem abendlichen Zähneputzen verwendet werden. Wegen der Gefahr des Verschluckens sind diese Mundspülungen  erst für schulpflichtige Kinder geeignet.

Fluoridhaltige Gele

Sie werden in Konzentrationen von 0,4 bis 1,25 Prozent angeboten und sind sowohl für den häuslichen Gebrauch als auch für die Anwendung in der Zahnarztpraxis geeignet. Das Gel wird üblicherweise einmal in der Woche nach dem Zähneputzen auf die Zähne aufgetragen und wirkt dort für 3 Minuten ein.

Wie sollen Fluoride angwendet werden?

  1. Eine lokale Fluoridierung durch Zahnlacke, Zahnpasta oder Zahngelees ist besonders wirksam.
  2. Wichtig ist die regelmäßige Fluoridierung.
  3. Neben der Basisversorgung mit FLuoriden durch eine fluoridierte Zahnpasta können zusätzliche Fluoridierungsmaßnahmen, z. B. durch Fluoridgelees, sinnvoll sein.
  4. Die Fluoridierung richtet sich nach dem Alter
    • Nach Durchbruch des ersten Milchzahns:
      Verwendung eines dünnen Films einer Kinderzahnpasta (500 ppm Fluorid) einmal täglich.
    • Ab dem 2. Geburtstag:
      Verwendung einer erbsengroßen Menge einer Kinderzahnpasta (500 ppm Fluorid) zweimal täglich.
    • Nach Durchbruch des ersten bleibenden Zahns (etwa mit 6 Jahren):
      Verwendung einer ZAhnpasta für Erwachsene (1.000 – 1.500 ppm Fluorid) zweimal täglich.


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