Zero-Getränke versprechen zuckerfreien Genuss ohne Kalorien, doch für Ihre Zähne sind sie alles andere als eine gesunde Alternative. Der Grund: versteckte Säuren, die den Zahnschmelz angreifen.
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Wussten Sie, dass Ihr Zahnschmelz bereits bei einem pH-Wert unter 5,5 anfängt, sich zu lösen? Zero- und Light-Produkte gelten oft als die gesündere Wahl: kein Zucker, keine Kalorien – klingt auf den ersten Blick perfekt. Doch hinter diesem vermeintlich gesunden Image steckt eine Schattenseite, die insbesondere Ihre Zähne betrifft. Was der Figur helfen mag, kann Ihrem Zahnschmelz erheblich schaden.
Das unterschätzte Problem: Säuren statt Zucker
Viele Menschen denken, dass Zahnprobleme hauptsächlich durch Zucker verursacht werden. Daher greifen sie zu Zero-Getränken in der Annahme, ihre Zahngesundheit zu schützen. Doch diese Getränke enthalten trotz fehlendem Zucker häufig Säuren wie Phosphorsäure und Zitronensäure, die das Zahnhartgewebe angreifen können1S3-Leitlinie Kariesprävention bei bleibenden Zähnen – grundlegende Empfehlungen. AWMF-Registernummer: 083-021 (Stand: 28.01.2025), https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/083-021. Diese Säuren lösen Mineralien aus dem Zahnschmelz und können bei regelmäßigem Konsum zu Erosionen führen – auch ganz ohne Zucker.
Die Entstehung von Karies ist stark verhaltensbedingt. Neben dem Zuckerkonsum spielt auch die Häufigkeit des Konsums saurer Getränke eine wichtige Rolle, da diese durch ihre Säure den pH-Wert im Mund senken und so die Demineralisation fördern1. Ein niedriger pH-Wert bedeutet eine saure Umgebung, die den Zahnschmelz angreift. Zum Vergleich: Während neutrales Wasser einen pH-Wert von etwa 7 hat, liegen Zero-Cola-Varianten oft im stark sauren Bereich zwischen 2,5 und 3,5.
Warum der Körper nicht immer schützen kann
Ihr Körper ist mit einem cleveren Schutzsystem ausgestattet: dem Speichel. Er neutralisiert Säuren und hilft, den Zahnschmelz zu remineralisieren. Doch diese natürliche Schutzfunktion hat Grenzen. Bei häufigem Genuss von Zero-Getränken kann der Speichel durch den dauerhaft niedrigen pH-Wert überfordert werden1. Die Schutzmechanismen werden quasi außer Kraft gesetzt – mit schwerwiegenden Folgen für Ihre Zahngesundheit.
Eine wissenschaftliche Leitlinie zur Kariesprävention betont, dass kariöse Läsionen durch geeignete Vorsorgemaßnahmen vermieden oder in ihr Voranschreiten aufgehalten werden können1. Dazu zählt insbesondere die Verringerung des Konsums säurehaltiger Getränke wie Softdrinks – unabhängig davon, ob sie Zucker oder Süßstoffe enthalten.
Eine Frage der Häufigkeit
Wie schädlich sind Zero-Getränke wirklich für die Zähne? Der Schaden entsteht nicht nur durch das Was, sondern auch durch das Wie des Konsums. Wenn Sie den ganzen Tag über immer wieder kleine Schlucke eines Zero-Getränks nehmen sind Ihre Zähne ständig den Säuren ausgesetzt. Der Speichel hat keine Chance, den pH-Wert zu neutralisieren, bevor die nächste Säurewelle kommt.
Die Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlicher Medizinischer Fachgesellschaften (AWMF) empfiehlt in ihrer Leitlinie ausdrücklich den weitgehenden Verzicht auf säurehaltige Getränke zum Schutz und zur Erhaltung der Zähne2S3-Leitlinie Therapie der Lippen-Kiefer-Gaumen-Fehlbildungen. AWMF-Registernummer: 007-038 (Stand: 31.05.2024), https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/007-038. Dies gilt auch für Zero-Produkte, die trotz fehlendem Zucker durch ihren Säuregehalt schädlich für den Zahnschmelz sein können.
Getränketyp | Zuckergehalt | Säuregehalt | Mögliche Zahnschäden |
Zero-/Light-Getränke | Keiner/sehr gering | Hoch (Phosphor-/Zitronensäure) | Erosionen, Demineralisierung des Zahnschmelzes |
Zuckerhaltige Softdrinks | Hoch | Hoch (Phosphor-/Zitronensäure) | Karies, Erosionen, Demineralisierung des Zahnschmelzes |
Wasser | Keiner | Neutral | Keine |
Zuckerfrei heißt nicht automatisch zahnfreundlich
Aus Sicht der Gewichtskontrolle mögen Zero-Getränke Vorteile bieten. Die S3-Leitlinie zur Prävention und Therapie der Adipositas weist darauf hin, dass der Konsum von energiefreien oder energiearmen Getränken im Rahmen einer kalorienreduzierten Ernährung sinnvoll sein kann3S3-Leitlinie Therapie und Prävention der Adipositas im Kindes- und Jugendalter. AWMF-Registernummer: 050-002 (Stand: 31.08.2019), https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/050-002. Zudem haben diese Getränke keine nachweisbaren Auswirkungen auf den Blutzuckerspiegel, da sie keine verwertbaren Kohlenhydrate enthalten.
Aber was der Figur helfen mag, kann den Zähnen schaden. Es ist ein Irrtum zu glauben, dass zuckerfreie Getränke automatisch zahnfreundlich sind. Die Wahrheit ist komplexer. Zero-Getränke enthalten zwar keinen Zucker, der Karies verursachen kann. Aber die enthaltenen Säuren können den Zahnschmelz angreifen und zu Erosionen führen1. Diese Erosionen können langfristig zu Überempfindlichkeit und erhöhter Anfälligkeit für weitere Zahnprobleme führen.
Wissenschaftliche Erkenntnisse zur Mundgesundheit
Kariöse Schäden entstehen, wenn mikrobielle Säureeinwirkung an der Zahnoberfläche die schützenden und remineralisierenden Einflüsse übersteigt1. Dies kann auch durch säurehaltige Getränke begünstigt werden, selbst wenn diese keinen Zucker enthalten.
Die Beseitigung oder Kontrolle des „dysbiotischen Biofilms“ auf den Zahnhartsubstanzen, die Motivation zu einer zahngesunden Ernährung, die Förderung der Schutzmechanismen des Speichels sowie der Einsatz unterschiedlicher Fluoridierungsmaßnahmen sind zentrale Elemente der Kariesprävention1. All diese Faktoren können durch den häufigen Konsum von Zero-Getränken negativ beeinflusst werden.
Dysbiotischer Biofilm
Ein Biofilm besteht aus einer Gruppe von Mikroorganismen wie Bakterien. Diese kleben an Oberflächen und sind durch eine schleimige Schicht geschützt – Plaque auf Zähnen ist zum Beispiel ein Biofilm. Ist das Verhältnis der Bakterien im Biofilm ausgewogen, gibt es keine Probleme. Problematisch wird es, wenn sich schädliche Keime vermehren und das bestehende Gleichgewicht stören. Es entsteht ein dysbiotischer Biofilms. Das kann zu Karies oder Zahnfleischentzündungen führen, die schließlich in Parodontitis enden können.
Tipps für den zahnschonenden Genuss
Keine Sorge, ein gelegentliches Glas Cola-Zero macht Ihre Zähne nicht sofort kaputt. Aber ein paar einfache Tipps können Ihre Zahngesundheit schützen:
- Trinken Sie zügig: Statt über den Tag verteilt kleine Schlucke zu nehmen, trinken Sie die Zero-Getränke lieber in einem Zug. So sind Ihre Zähne kürzer den Säuren ausgesetzt.
- Spülen Sie nach dem Konsum saurer Getränke Ihren Mund mit Wasser aus. Das hilft, den Säuregehalt zu verdünnen und den pH-Wert schneller zu neutralisieren.
Was passiert langfristig bei regelmäßigem Konsum?
Bei regelmäßigem Konsum von Zero-Getränken kann es zu einer Überforderung der natürlichen Schutzmechanismen des Speichels kommen1. Der häufige Kontakt mit Säuren führt zu einer kontinuierlichen Demineralisierung des Zahnschmelzes, die der Körper nicht mehr ausgleichen kann.
Die möglichen Folgen im Überblick:
- Erosionen des Zahnschmelzes
- Erhöhte Empfindlichkeit der Zähne
- Erhöhtes Risiko für weitere Zahnschäden
- Langfristig möglicherweise Zahnverlust
Die S3-Leitlinie zur Kariesprävention bei bleibenden Zähnen betont, dass der Verzicht auf kariesfördernde säurehaltige Getränke eine wichtige Maßnahme zum Schutz und zur Erhaltung der Zähne darstellt1.
Für wen sind die Risiken besonders hoch?
Nicht jeder reagiert gleich empfindlich auf säurehaltige Getränke. Es gibt Risikogruppen, die besonders achtsam sein sollten:
- Menschen mit bereits geschwächtem Zahnschmelz
- Personen mit geringem Speichelfluss (etwa durch Medikamente oder Erkrankungen)
- Kinder und Jugendliche, deren Zahnschmelz noch nicht vollständig ausgereift ist
Für Kinder und Jugendliche sollte der Konsum von Zero-Getränken kritisch betrachtet werden. Zwar sind sie zuckerfrei, jedoch wird ein genereller Ersatz von Wasser durch Süßstoffgetränke nicht empfohlen3.
Fazit: Genießen Sie bewusst
Zero-Getränke sind kein Freifahrtschein für gesunde Zähne. Trotz fehlendem Zucker können die enthaltenen Säuren Ihren Zahnschmelz angreifen und zu Erosionen führen. Ein maßvoller Genuss und die richtigen Gewohnheiten machen den Unterschied. Denken Sie daran: Was Ihrer Figur helfen mag, ist nicht automatisch gut für Ihre Zähne. Die beste Wahl für Ihre Mundgesundheit bleibt Wasser. Wenn Sie nicht auf Zero-Getränke verzichten möchten, trinken Sie sie bewusst, zügig und in Maßen. Ihre Zähne werden es Ihnen danken – mit einem gesunden Lächeln, das ein Leben lang hält.
zpl, Teaserfoto: Adobe KI-generiert
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Literatur/Anmerkungen
- 1S3-Leitlinie Kariesprävention bei bleibenden Zähnen – grundlegende Empfehlungen. AWMF-Registernummer: 083-021 (Stand: 28.01.2025), https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/083-021
- 2S3-Leitlinie Therapie der Lippen-Kiefer-Gaumen-Fehlbildungen. AWMF-Registernummer: 007-038 (Stand: 31.05.2024), https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/007-038
- 3S3-Leitlinie Therapie und Prävention der Adipositas im Kindes- und Jugendalter. AWMF-Registernummer: 050-002 (Stand: 31.08.2019), https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/050-002