Parodontaler Screening Index (PSI) zur Früherkennung
Die gute Nachricht zuerst: Die kürzlich vorgestellte Fünfte Deutsche Mundgesundheitsstudie zeigt, dass die Zahl der Parodontalerkrankungen abnimmt. Diese positive Tendenz gilt allerdings nur für jüngere Erwachsene (35- bis 44-Jährige). Schon bei jüngere Senioren (65- bis 74-Jährige) zeigt sich ein ganz anderes Bild. Hier haben rund 65 Prozent eine Parodontitis (DMS V). Aufgrund der demografischen Entwicklung muß dies als Problem gesehen werden. Diese Daten zeigen eindrucksvoll, wie wichtig es ist, parodontale Erkrankungen möglichst frühzeitig zu erkennen. Dann sind die besten Behandlungsergebnisse zu erreichen. Ein Parodontaler Screening Index hilft hierbei.
Schnell, schmerzfrei und ohne großen Aufwand
Zur Früherkennung parodontaler Schäden wurde bereits 1992 in den USA von den zahnärztlichen Gesellschaften American Academy of Periodontology (AAP) und American Dental Association (ADA) der CPITN-Index (Community Periodontal Index of Treatment Needs) eingeführt. Der in Deutschland verwendete Parodontaler Screening Index (PSI) ist eine Modifikation des CPITN. Das Verfahren ist kostengünstig, relativ rasch durchzuführen, weitestgehend schmerzfrei und kommt ohne großen apparativen Aufwand aus. Mit der PSI-Sonde, einer speziellen Parodontalsonde, können einfach und schnell die zwei klinischen Parameter Blutungsneigung und Sondierungstiefe gemessen werden.
Spezielle Sonde zur Diagnostik
Zur Untersuchung wird das Gebiss in sechs Bereiche aufgeteilt und das Zahnfleisch in jedem einzelnen Bereich mit der PSI-Sonde untersucht. Diese hat eine spezielle Längenmarkierung und ein Arbeitsende in Form einer winzigen Halbkugel. Diese Halbkugel schützt das Zahnfleisch vor Verletzungen und hilft, kleine Rauigkeiten zu erkennen. Die Sonde wird vorsichtig am Zahn entlang in die Zahnfleischtasche eingeführt. Dies geschieht an vier oder sechs verschiedenen Stellen jedes Zahnes. An diesen Stellen wird ein Befund über die Sondierungstiefe, die Blutungsneigung des Zahnfleisches (BOP: Bleeding on Probing (Bluten auf Sondieren)) und die Rauigkeiten der Zahnoberfläche erhoben. Die möglichen Befunde werden fünf unterschiedlichen Codes zugeordnet.
Für jeden Bereich wird jeweils der höchste Wert notiert. Bei Code 0 sind Zahnfleisch (Gingiva) und Zahnbett (Parodont) gesund. Die Codes 1 und 2 deuten auf eine Zahnfleischentzündung (Gingivitis) hin. Code 3 und 4 zeigen eine mittelschwere oder schwere Form der Parodontitis an. Bereits nach wenigen Minuten hat der Zahnarzt mit dieser Einfachen Methode erste Informationen über die Schwere und den Behandlungsbedarf einer möglichen Zahnfleisch- oder Zahnbettentzündung gewonnen. Falls aufgrund der gefundenen Ergebnisse notwendig, führt der Zahnarzt eine umfassende parodontale Untersuchung durch und leitet entsprechende Therapiemaßnahmen ein. Die Kosten für diese sinnvolle Maßnahme werden von den gesetzlichen Krankenkassen alle zwei Jahre übernommen.
Therapeutische Konsequenzen
Aus den gefundenen Werten ergeben sich therapeutische Konsequenzen:
PSI-Code 0
Befund: Taschentiefen unter 3,5mm = Gesundes Zahnfleisch, keine Therapie notwendig
Ist für alle Bereiche der PSI-Code 0 ermittelt worden, ist das Zahnfleisch gesund. Die gute Mundhygiene soll aufrechterhalten werden.
PSI-Code 1
Befund: Taschentiefen unter 3,5mm, BOP = Zahnfleischentzündung (Gingivitis)
Wurde ein- oder mehrmals Code 1 gefunden, ist das ein Hinweis auf eine Zahnfleischentzündung. Der Zahnarzt und sein Team werden mögliche weiche und harte Ablagerungen, wie Zahnbelag oder Zahnstein, von den Zahnoberflächen und aus den Zahnfleischtaschen entfernen und Instruktionen zur Verbesserung der Mundhygiene geben.
PSI-Code 2
Befund: Taschentiefen unter 3,5mm, BOP , Plaque= Zahnfleischentzündung (Gingivitis)
Wurde ein- oder mehrmals Code 2 gefunden, ist das ein Hinweis auf eine Zahnfleischentzündung. Der Zahnarzt und sein Team werden weiche und harte Beläge (Zahnbelag und Zahnstein) von den Zahnoberflächen und aus den Zahnfleischtaschen durch eine professionelle Zahnreinigung (PZR) entfernen und Instruktionen zur Verbesserung der Mundhygiene geben.
PSI-Code 3
Befund: Taschentiefen über 3,5mm = Parodontitis
Code 3 zeigt eine mittelschwere Parodontitis an. Neben der Verbesserung der Mundhygiene durch eine professionelle Zahnreinigung (PZR) sind weitere Untersuchungen notwendig, um eine genauere Diagnose zu erstellen und entsprechende Behandlungsmaßnahmen durchzuführen.
PSI-Code 4
Befund: Taschentiefen > 5,5mm, Zahnstein und Blutung möglich, eventuell Plaqueretentionsnischen vorhanden = Parodontitis
Entsprechendes gilt für Code 4, bei dem eine schwere Parodontitis vorliegt. Wie bei den Codes 1 und 2 ist auch bei den Codes 3 und 4 die Verbesserung der Mundhygiene eine Voraussetzung für einen dauerhaften Behandlungserfolg. Darüber hinaus ist in der ersten Phase der Behandlung eine professionelle Zahnreinigung (PZR) unerlässlich.
Weitere Informationen
PSI – Patientenratgeber (pdf-Datei, 845 KB)