Parodontitis betrifft die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung. Der Einsatz von Antibiotika bei schweren Verläufen trägt zur Ausbreitung von resistenten Keimen bei. Neue Therapieverfahren sollen dies vermeiden.
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Die Hälfte der erwachsenen deutschen Bevölkerung ist von Parodontitis betroffen. Es handelt sich um eine chronisch-entzündliche Erkrankung des Zahnhalteapparates. Eine Störung des bakteriellen Gleichgewichts im Mundraum und auf den Zähnen löst sie meist aus. Die Folgen sind nicht nur Zahnschmerzen, blutendes Zahnfleisch oder Zahnausfall. Erkrankungen wie Diabetes, Rheuma, Alzheimer und chronische Darmerkrankungen werden begünstigt. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Parodontitis eine ernsthafte Erkrankung ist, die nicht nur die Zahngesundheit, sondern auch die allgemeine Gesundheit stark beeinflussen kann. Eine umfassende Prävention und ein durchdachter Einsatz von Antibiotika sind entscheidend, um die Ausbreitung von Resistenzen zu verhindern und die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen.
Antibiotika-Resistenzen vermeiden
Antibiotika werden oft bei schweren Verläufen von Parodontitis eingesetzt. Dadurch tragen hohe Fallzahlen zur Verbreitung von Antibiotika-Resistenzen bei. Multiresistente Keime entstehen und jährlich sterben weltweit mehr als eine Million Menschen daran. Antibiotika sollen bei schweren Fällen den bakteriellen Biofilm in Zahnfleischtaschen beseitigen. Werden Tabletten verabreicht, wirkt das Medikament auf den gesamten Körper. Viele nützliche Bakterien kommen mit dem Wirkstoff in Kontakt und werden abgetötet. Dies erhöht unnötig das Risiko für Resistenzbildung. Die Entwicklung neuer Antibiotika und alternative Behandlungsmethoden, wie zum Beispiel probiotische Therapien oder die Nutzung von Bakteriophagen, sind im Fokus der Forschung.
Bakterien hemmen statt töten
Im Verbundprojekt »Paropaste« wird ein weiterer alternativer Ansatz verfolgt. Das Projekt wird mit 3 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Die Projektpartner setzen auf einen speziellen Wirkstoff. Dieser wird direkt im Mundraum appliziert. Ein Enzym, das fast ausschließlich in Parodontitis verursachenden Bakterien vorkommt, soll gehemmt werden. Ohne dieses Enzym kann das Bakterium keine Virulenzfaktoren mehr produzieren. Die Erkrankung kann somit nicht beim Menschen hervorgerufen werden.
„Klassische Antibiotika hemmen das Wachstum aller Keime. Wir wollen nur die gefährlichen Bakterien in ihrer Wirkung ausschalten. Das natürliche Mikrobiom im Mundraum soll erhalten oder wiederhergestellt werden.“
Dr. Mirko Buchholz, wissenschaftlicher Leiter und Mitgründer von PerioTrap
Falls die Projektpartner erfolgreich sind, soll »Paropaste« in klinischen Studien erprobt werden. In Deutschland könnten danach jährlich rund 20 Millionen Patientinnen und Patienten profitieren.
zpl, Teaserfoto: © TGZ Halle GmbH/Marco Warmuth