Schwarze Zahnpasta für weisse Zähne

Schwarze Zahnpasta für weisse Zähne.

Man findet sie in Supermärkten, Drogerien und Online-Shops: Schwarze Zahnpasta auf Holzkohlebasis. Macht sie die Zähne wirklich weisser?

Weiße Zähne sind Schönheitsideal und Statussymbol

Schöne weiße Zähne und ein strahlendes Lächeln gehören heute zum Schönheitsideal, sind sogar ein Statussymbol. Da ist es kein Wunder, dass die Kosmetikindustrie stetig neue Produkte für besonders schöne Zähne entwickelt. Ein Hype gilt der schwarzen Zahnpasta mit der geheimnisvollen Zutat Aktivkohle, die weißere Zähne verspricht. In sozialen Netzwerken schwören zahlreiche Influencer auf sie. Zumal diesen schwarzen Pasten neben weißeren Zähnen viele weitere Eigenschaften zugesprochen werden. Die für die beworbenen Eigenschaften und die pechschwarze Farbe der Pasten verantworliche Aktivkohle kann aus verschiedenen Quellen, beispielsweise aus Holz, Torf, Nusschalen oder Bambus, gewonnen werden.​1​

Putzen mit Holzkohle ist nicht neu

Richtig ist: Schon die alten Ägypter haben ihre Zähne mit Kohle geputzt. Und auch in einigen Entwicklungsländern reiben sich Menschen ihre Hände mit Kohle ein, um sich damit anschließend die Zähne zu reinigen.​2​ Richtig ist aber auch, dass das Fachblatt „British Dental Journal“ vermerkt, dass viele Versprechen der Kohleprodukte nichts weiter als ein Werbegag sind, denn es gibt keinen wissenschaftlichen Beweis, dass Aktivkohle die Zähne aufhelle. Viele Produkte könnten den Zähnen sogar schaden, weil sie keinen ausreichenden Schutz vor Karies böten.​1​ Auch Brooks et al. fanden für viele behauptete Eigenschaften für schwarze Zahnpasta keine wissenschaftlichen Belege.​3​

Eine neue Studie zeigt, das Holzkohlepulver in Zahncremes keine Bleichwirkung hat.​4​ In dieser Laborstudie (In-vitro-Studie) wurde eine Zahncreme auf Holzkohlebasis gegen eine herkömmliche Zahnpasta mit 1.450 ppm Fluorid und ein Bleachingpräpatat mit 10%igem Carbamidperoxid getestet. Als Zahnmaterial wurden 45 Zahnschmelzscheiben, die aus Rinderzähnen geschnitten wurden, verwendet. Die Oberflächenrauheit und Farbe jeder Zahnschmelzprobe wurden zu Beginn des Experiments und und nach weiteren 14 Tagen analysiert. In Bezug auf die Oberflächenrauheit konnte nach einer Versuchsdauer von 14 Tagen kein Unterschied ermittelt werden.

Zahnaufhellung durch schwarze Zahnpasta bleibt fraglich

Hinsichtlich der Zahnaufhellung konnte nur die Probe mit 10%igem Carbamidperoxid überzeugen, denn bei ihr war eine deutliche Aufhellung gegenüber den beiden anderen Testmaterialien feststellbar. Das Pulver auf Holzkohlebasis hatte offenbar keine Bleichwirkung. Zu einem ähnlichen Ergebnis kam Ökotest nach dem Test mehrere Zahncremes mit Aktivkohle. Das Ergebnis war unbefriedigend, denn lediglich eine schwarze Zahnpasta ( Curaprox „Black is white“ Whitening-Zahnpasta) konnte mit der Note befriedigend punkten.​5​

Die Stiftung Warentest geht davon aus, dass bei Aktivkohle-Zahncremes, die mit aufhellender Wirkung werben, sei wahrscheinlich die hohe Scheuerkraft der Kohle für die weißmachende Wirkung verantwortlich sei. Daher sind solche Zahnpadten bei schmerzempfindlichen Zähnen weniger gut geeignet.​6​

(zpl)

Literatur

  1. 1.
    Greenwall LH, Greenwall-Cohen J, Wilson NHF. Charcoal-containing dentifrices. Br Dent J. Published online May 2019:697-700. doi:10.1038/s41415-019-0232-8
  2. 2.
    Zahnärzte warnen vor Aktivkohle-Creme. SPIEGEL.de. Published May 14, 2019. Accessed December 5, 2020. https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/weissere-zaehne-aerzte-warnen-vor-schwarzer-kohle-zahnpasta-a-1267333.html
  3. 3.
    Brooks JK, Bashirelahi N, Reynolds MA. Charcoal and charcoal-based dentifrices. The Journal of the American Dental Association. Published online September 2017:661-670. doi:10.1016/j.adaj.2017.05.001
  4. 4.
    Franco M, Uehara J, Meroni B, Zuttion G, Cenci M. The Effect of a Charcoal-based Powder for Enamel Dental Bleaching. Operative Dentistry. Published online April 3, 2020:618-623. doi:10.2341/19-122-l
  5. 5.
    Kohle in Kosmetika: Ohne belegten Nutzen und oft sogar bedenklich. DAZ.online. Published January 4, 2016. Accessed December 5, 2020. https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2016/01/04/kohle-in-kosmetika-nutzlos-und-oft-sogar-bedenklich
  6. 6.
    Zahncremes für weiße Zähne bei Öko Test – diese Zahnpasta mit Aktivkohle überzeugt. Merkur.de. Published October 14, 2020. Accessed December 5, 2020. https://www.merkur.de/leben/gesundheit/zahncreme-zahnpasta-fuer-weisse-zaehne-verfaerbungen-aktivkohle-testsieger-produkte-im-test-zr-90069539.html

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8 Kommentare zu „Schwarze Zahnpasta für weisse Zähne.“

  1. Okay, das finde ich krass, weil doch so viel mit dieser Aktivkohle geworben wird. Mein Zahnarzt hat mir allerdings von allen weißer machenden Zahnpasten abgeraten, da alle Pigmente oder Schleifstoffe darin den Zahnschmelz abtragen. Da die schwarze so fein war, habe ich sie bevorzugt und dachte auch wirklich, dass sie weißer wären. Aber sehr wenig.

  2. Also ich habe kleine guten Erfahrungen mit der Zahnpasta gemacht. Jetzt überlege ich, meine Zähne bleachen zu lassen, um einen helleren Ton zu erzeugen. Leider ist das viel teurer als so eine einfache Zahnpasta. Dafür dann effektiver.

  3. Schon die alten Ägypter haben ihre Zähne mit Kohle geputzt? Ist ja ein Ding. Sehr schade, dass an dem ganzen Kohle-Hype für die Zähne im Endeffekt nichts Wissenschaftliches dahinter steht. Dann muss wohl doch zum professionellen Zahn-Bleaching gegriffen werden. Danke für die Aufklärung!

  4. Vielen Dank für diesen Beitrag. Aufgrund von hohem Kaffeekonsum, bei mir sind es aktuell bis zu sechs Tassen täglich, habe ich selber schon ein paar Methoden und verschiedene Zahncremes ausprobiert, damit meine Zähne wieder etwas strahlen. Allerdings bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass ein professionelles Bleaching wahrscheinlich ein deutlich besseres Ergebnis erzielen wird. Deshalb werde ich mich mal genauer erkundigen.

  5. Mit den Abrasivpartikeln ist die Zahnpasta auf lange Sicht sowieso nicht so gut für die Zähne. Wenn man wirklich weiße Zähne will, scheint man um ein Bleaching nicht herumzukommen. Es bleibt die Frage, wie sehr man es sich wünscht.

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