Seit dem 1. Januar 2020 dürfen in Frankreich Lebensmittel kein Titandioxid enthalten, da dieser Weißmacher möglicherweise krebserregend wirkt.
Seit 2020 gilt in Frankreich ein Verbot von Titandioxid in Lebensmitteln
Titandioxid, das aus dem natürlich vorkommenden Eisenerz Ilmenit (Titaneisen) gewonnen wird, ist als weißer Farbstoff in unzähligen Produkten unseres täglichen Lebens enthalten. Man findet es in Farben und Lacken, in Textilien, Papier und Kunststoffen, in Lebensmitteln und Medikamenten und im Inhalt vieler Zahnpastatuben. Unter den Inhaltsstoffen wird Titandioxid als E171 in Lebensmitteln bzw. als CI 77891 in Kosmetika gekennzeichnet.
Nachdem 2017 französische Forscher der Universität von Toulouse in einer Studie an Ratten zeigen konnte, dass der tägliche Verzehr von Titandioxid chronische Darmentzündungen und Krebsvorstufen im Darm fördern kann, ist eine Diskussion um die Gefährlichkeit von Titandioxid entbrannt. Schließlich wäre dann der Zusatz von Titandioxid in Lebensmitteln, aber auch in Zahnpasten problematisch. Vorausgesetzt, die Ergebnisse der Studie an Ratten lassen sich eins zu eins auf den Menschen übertragen. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) geht jedoch davon aus, „dass die verfügbaren Daten zu Titandioxid (E 171) in Lebensmitteln keine Hinweise auf Gesundheitsbedenken für Verbraucher geben.“ Einschränkend empfiehlt die Behörde allerdings die Durchführung neuer Studien, um Datenlücken bezüglich möglicher Auswirkungen auf das Fortpflanzungssystem zu schließen (Quelle: EFSA).
Vor allem Nanopartikel sind scheinbar problematisch
Scheinbar sind besonders kleine Teilchen unter 100 Nanometer (nm) (= 0,0001 mm), sogenannte Nanopartikel, aus Titandioxid besonders problematisch. Denn durch ihre sehr geringe Größe, rund eine Million Mal kleiner als ein Sandkorn, haben sie spezielle Eigenschaften. So können die winzigen Teilchen beispielsweise in Zellen eindringen. Was Forscher an der Universität in Zürich bei Mäusen beweisen konnten. Den Mäusen wurde Titandioxid-Nanopartikel zum Verzehr gegeben. Daraufhin kam es bei den kleinen Nagern zu einer stärkeren Darmentzündung und einer größeren Schädigung der Darmschleimhaut. Zudem reicherten sich Titandioxid-Kristalle in der Milz der Tiere an. Daher empfiehlt der Gastroenterologe Gerhard Rogler, dass Patienten mit Darmentzündungen auf Nahrungsmittel mit Zusatz von Titanoxid besser verzichten.
„Aufgrund unserer Ergebnisse sollten Patienten mit einer Störung der Darmbarriere, wie sie bei Darmentzündungen auftritt, auf Titandioxid-haltige Nahrungsmittel verzichten.“
Prof. Gerhard Rogler, Universitätsspital Zürich, Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie
Titandioxid in Zahnpasta
Zwar wird in vielen Zahnpasten, auch in Zahnpasten von Naturkosmetikherstellern, Titandioxid als Weisspigment eingesetzt. Allerdings nicht in der Größe von Nanopartikeln.
Andernfalls müssen diese Nanopartikel gemäß der für Kosmetika geltenden EU-Verordnung Nr. 1223/2009 deklariert werden: „Alle Bestandteile in der Form von Nanomaterialien müssen eindeutig in der Liste der Bestandteile aufgeführt werden. Den Namen dieser Bestandteile muss das Wort „Nano“ in Klammern folgen.“ In der Liste der Inhaltsstoffe findet sich dann beispielsweise Titandioxid als „TITANIUM DIOXIDE (nano). Mit anderen Worten: „Wo nano drin ist, muss auch nano draufstehen.“
Was nicht immer ganz stimmt. Denn bei der Herstellung des Pigments können produktionsbedingt unbeabsichtigte Nanopartikel entstehen. Allerdings ist Anteil ist gering. Für den weißen Lebensmittelfarbstoff E 171 schätzt man ihn auf etwa 3 Prozent. Um ganz sicher zu gehen, müsste man auf Produkte mit dem Zusatz von Titandioxid verzichten. Was kein Problem ist. In den Regalen der Drogerien oder Supermärkte wird man schnell fündig, denn das Angebot an Zahnpasten umfasst auch Produkte ohne den Zusatz von Titandioxid an. Ein Blick auf die Liste der Inhaltsstoffe verrät es. Vorausgesetzt, man hat seine Lupe dabei.
(zpl, Foto: azazello photo studio/shutterstock.com )
Weitere Informationen auf diesem Block
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- Zahnpasta im Eigenbau oft ohne Kariesschutz.
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Weitere Informationen im Internet
- Quarks.de: Darum gehört Titandioxid nicht in Lebensmittel. (abgerufen am 02.08.2020)
- Universität Zürich: Titandioxid-Nanopartikel können Darmentzündungen verstärken. (abgerufen am 02.08.2020)
- Aerzeblatt.de: Kritik am Urteil der Europäischen Chemikalienagentur zu Titandioxid. (abgerufen am 02.08.2020)
- Deutscher Bundestag: Mögliche gesundheitliche Auswirkungen von Titandioxid auf den menschlichen Körper. Aktuelle Diskussion und Literatur. (abgerufen am 02.08.2020, pdf-Datei 227 KB)
- Deutschlandfunk: Farbstoff kann Entzündungen verstärken. (abgerufen am 02.08.2020)
- Neue Züricher Zeitung: Krebsgefahr Titandioxid. (abgerufen am 02.08.2020)
- Der Tagesspiegel: Gefahr aus der Nanowelt? Sorge wegen Titandioxid-Partikeln. (abgerufen am 02.08.2020)
- Umwelt&Gesundheit 4/2010: Quantitative Biokinetik-Analyse radioaktiv markierter inhalierter Titandioxid-Nanopartikel in einem Rattenmodell – Kurzfassung. (abgerufen am 02.08.2020, pdf-Datei 2,4 MB)
2 Kommentare zu „Titandioxid: Gefahr aus der Tube?“
Es wäre hilfreich gewesen, wenn der Artikel wenigstens eine oder zwei Alternativprodukte ohne Titandioxid genannt hätte. Kann das ergänzt werden?
Bemerkenswert, dass bei Aronal und Elmex statt der Bezeichnung wie bei allen anderen Inhaltsstoffen nur die Ziffern CI 77891 stehen, um Titanoxid zu verschleiern