Zahnimplantat und Diabetiker

Zahnimplantat und Diabetiker – geht das?

Menschen mit Diabetes mellitus haben oft eine gestörte Wundheilung, was die Einheilung von Zahnimplantaten stören kann.

Voraussichtliche Lesedauer: 4 Minuten

Diabetiker haben häufiger Komplikationen bei Implantationen

Weltweit sind über 460 Millionen Menschen an Diabetes mellitus erkrankt. Was rund neun Prozent der Weltbevölkerung entspricht. Angesichts der weltweiten Verbreitung dieser Stoffwechselerkrankung spricht die International Diabetes Federation (IDF) bereits von einer „globalen Epidemie“. In Deutschland leiden circa 8 Millionen Menschen mit Diabetes. Mit steigender Tendenz; denn Experten gehen davon aus, dass bei gleichbleibender Entwicklung in Deutschland bis zum Jahr 2040 bis zu 12 Millionen Menschen an Diabetes erkrankt sein werden.

Studien zeigen, dass Menschen mit Diabetes mellitus häufiger auch Probleme mit der Mundgesundheit haben, bspw. erkranken sie schneller und schwerer an Parodontitis​1–3​. Daher geht man davon aus, dass es auch beim Einsetzen von Implantaten in den Kieferknochen häufiger zu Problemen bei der Einheilung der Implantate komment. Eine Annahme, die durch ein kürzlich erschienenes systematisches Review​4​, also eine systematische Literaturstudie, bestätigt wird.

Insgesamt zehn Studien mit 625 Patienten wurden für die Übersichtsarbeit herangezogen und umfangreich ausgewertet. Von diesen 625 Patienten hatten 360 Diabetes. Bei ihnen traten Komplikationen an den Zahnimplantaten häufiger auf. Ein wichtiger Parameter zur Beurteilung einer guten Blutzuckereinstellung ist neben dem Nüchternblutzucker der Langzeit-Blutzuckerwert, der HbA1c-Wert. Zwar berücksichtigten nur wenige Studien die HbA1c-Werte der Patienten, obwohl diese Werte eine Auskunft über den Langzeitzucker im Blut geben und damit ein Indikator für die therapeutische Einstellung eines Erkrankten sind. Dennoch konnten die Wissenschaftler durch ihre Literaturauswertung zeigen, dass mit steigendem HbA1c-Spiegel die Blutung des das Implantat umgebenden Gewebes zunahmen.​4​

Zahnimplantate sind auch bei Diabetikern möglich

Allerdings wurden in der Studie andere Risikofaktoren für die Implante, beispielsweise Parodontitis, nicht berücksichtigt. Zudem finden sich keine Angaben zu regelmäßigen Nachkontrollen in der Zahnarztpraxis oder zur Mundhygiene. Daher können aus dem Review keine endgültigen Schlüsse für oder gegen eine Implantation bei Menschen mit Diabetes gezogen werden. Hierfür sind weitere Studien notwendig. Die Experten raten daher auch nicht, bei Diabetikern keine Zahnimplantate zu verwenden. Es ist jedoch ratsam, bei Patienten, die an Diabetes leiden, die Implantatversorgung regelmäßig zu kontrollieren, um so eventuell auftretende Komplikation im Frühstadium zu erkennen. Vor allem in der Einheilungsphase des Implantats ist es wichtig, den Diabetes im Griff zu haben. Denn mit einem erhöhten Blutzuckerspiegel heilen Wunden schlechter.

Gute Pflege ist besonders wichtig

Zwar ist Diabetes ein höheres Risiko für Implantate, aber durch geeignete Maßnahmen kann dieses Risiko minimiert werden. Die professionelle Zahnreinigung (PZR) in der Zahnarztpraxis ist bei Diabetikern eine gute Basis für ein langes Implantat-Leben. Aber natürlich muss auch die häusliche Zahn- und Implantatpflege stimmen. So gepflegt bleibt das Implantat langfristig gesund.

(zpl, Teaserfoto: Maxx-Studio/Shutterstock.com)

Literatur

  1. 1.
    Wu C, Yuan Y, Liu H, et al. Epidemiologic relationship between periodontitis and type 2 diabetes mellitus. BMC Oral Health. Published online July 11, 2020. doi:10.1186/s12903-020-01180-w
  2. 2.
    Kocher T, König J, Borgnakke WS, Pink C, Meisel P. Periodontal complications of hyperglycemia/diabetes mellitus: Epidemiologic complexity and clinical challenge. Periodontol 2000. Published online September 9, 2018:59-97. doi:10.1111/prd.12235
  3. 3.
    Zhou X, Zhang W, Liu X, Zhang W, Li Y. Interrelationship between diabetes and periodontitis: Role of hyperlipidemia. Archives of Oral Biology. Published online April 2015:667-674. doi:10.1016/j.archoralbio.2014.11.008
  4. 4.
    Jiang X, Zhu Y, Liu Z, Tian Z, Zhu S. Association between diabetes and dental implant complications: a systematic review and meta-analysis. Acta Odontologica Scandinavica. Published online May 13, 2020:9-18. doi:10.1080/00016357.2020.1761031

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14 Kommentare zu „Zahnimplantat und Diabetiker – geht das?“

  1. Danke für diesen informativen Beitrag. Den werde ich gleich an meine Cousine weiterleiten. Sie wollte sich im Frühjahr Zahnimplantat einsetzen lassen. Vor Kurzem wurde bei ihr Diabetes diagnostiziert, ich glaube, dieser Artikel könnte für sie hilfreich sein.

    LG Elsa

  2. Ich bin Diabetiker und wusste nicht, dass ich auch Implantate benutzen kann! Wenn Experten mir nicht davon abraten, dann erwäge ich die Prozedur auf jeden Fall. Vielleicht frage ich mal meinen Zahnarzt bei dem nächsten Besuch.

  3. Die Verbindung zwischen Diabetes und Komplikationen bei Zahnimplantationen ist ein wichtiger Aspekt der Mundgesundheit, der oft übersehen wird. Es ist beeindruckend, wie die Forschung zeigt, dass Menschen mit Diabetes anfälliger für Probleme mit der Mundgesundheit sind, einschließlich Schwierigkeiten bei der Einheilung von Implantaten. Diese Erkenntnisse unterstreichen die Bedeutung einer umfassenden gesundheitlichen Betrachtung bei der Planung und Durchführung von Zahnimplantationen und die Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit zwischen Zahnärzten und anderen Gesundheitsdienstleistern.

  4. Ich wusste nicht, dass Menschen mit Diabetes mellitus häufiger auch Probleme mit der Mundgesundheit haben. Aber das erklärt einiges. Wenn das Implantat aber sein muss, was soll man sonst tun?

  5. Das ist ein bekanntes Problem in der Zahntechnik und Mundhygiene. Zahnimplantate sind auch bei Diabetikern möglich, wie hier gesagt wird. Natürlich müssen Faktoren, wie Parodontitis, nicht berücksichtigt werden. Dass kein Schluss gezogen werden kann, verstehe ich.

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