Immer noch erhebliche Forschungslücken bei der richtigen Zahnputztechnik – Überraschende Ergebnisse einer Netzwerk-Metaanalyse der Universitäten Gießen und Kiel.
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Forschung zeigt: Die optimale Technik beim Zähneputzen bleibt umstritten
Viele Menschen überschätzen ihre Fähigkeiten beim Zähneputzen. Das zeigt eine Studie1Deinzer R, Weik U, Eidenhardt Z, Leufkens D, Sälzer S. Manual toothbrushing techniques for plaque removal and the prevention of gingivitis-A systematic review with network meta-analysis. PLoS One. 2024 Jul 5;19(7):e0306302. doi: 10.1371/journal.pone.0306302. PMID: 38968165; PMCID: PMC11226064. der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU). Doch wie geht es richtig? Wissenschaftlerinnen der JLU und der Christian-Albrechts-Universität (CAU) zu Kiel verglichen die Forschungsliteratur zum Zähneputzen. Das Ergebnis: Ob Kreisen, Rütteln oder Auswischen für saubere Zähne sorgt, bleibt umstritten. „Es fehlt hier einfach an weiteren gut gemachten Forschungsarbeiten“, sagt Prof. Dr. Renate Deinzer vom Institut für Medizinische Psychologie. Kreisen kann helfen, Plaque zu reduzieren, so die Studie.
„Es fehlt hier einfach an weiteren gut gemachten Forschungsarbeiten.“
Prof. Renate Deinzer, Institut für Medizinische Psychologie der Justus-Liebig-Universität Gießen
Modifizierte Bass-Technik: Mögliche Risiken für die Zahnfleischgesundheit aufgedeckt
Eine Überraschung gab es bei der „modifizierten Bass-Technik“. Dabei setzt man die Borsten der Zahnbürste im 45-Grad-Winkel am Zahnfleischrand an und lockert den Zahnbelag durch Rütteln. Danach wischt man mit sanftem Druck von „Rot“ nach „Weiß“. Diese Technik soll Zahnfleischentzündungen vorbeugen. Die Daten zeigen jedoch, dass diese Technik vielleicht zu mehr Zahnfleischentzündungen führt. „Da sollten wir mit unseren Empfehlungen vorsichtiger sein, solange es keine neuen Daten dazu gibt und möglicherweise mehr Wert auf die Systematik legen“, sagt PD Dr. Sonja Sälzer von der Klinik für Zahnerhaltung der CAU.
Wissenschaftliche Überprüfung von Zahnputztechniken: Ernüchternde Ergebnisse einer umfassenden Analyse
Viele Menschen fragen nach der besten Zahnputztechnik in ihrer zahnärztlichen Praxis oder suchen im Internet. „Solche Empfehlungen sollten auch wissenschaftlich abgesichert sein“, betont Prof. Dr. Renate Deinzer. PD Dr. Sälzer ergänzt: „Deswegen haben wir systematisch vorhandene Studien hierzu zusammengesucht.“
Die Forscherinnen sichteten über 1.000 Artikel. Sie wählten randomisierte kontrollierte Studien aus, die eine Putztechnik mit einer Kontrolle oder einer anderen Technik verglichen. Diese Studien mussten zeigen, wie sauber die Zähne nach dem Putzen wurden oder wie gesund das Zahnfleisch war. Letztendlich lieferten nur 13 Publikationen brauchbare Daten für eine Netzwerk-Metaanalyse. Das Ergebnis war ernüchternd, da kaum sichere Aussagen ableitbar sind.
Forschung gefordert: Sind elektrische Zahnbürsten wirklich besser?
Die Wissenschaftlerinnen fordern mehr Forschung in diesem Bereich. Es gibt auch kaum Belege, dass elektrische Bürsten zu saubereren Zähnen führen. Laut Prof. Deinzer vergleichen diese nur mit der modifizierten Bass-Technik. PD Sälzer ergänzt, dass die richtige Systematik entscheidender sein könnte als die Art der Bürste. Darüber hinaus sei manuelles Zähneputzen nachhaltiger und kostengünstiger. Weitere Forschung lohnt sich.
„Möglicherweise ist auch hier die richtige Systematik entscheidender als die Art der Bürste.“
PD Dr. Sonja Sälzer von der Klinik für Zahnerhaltung der Christian-Albrechts-Universität Kiel
zpl, Teaserfoto: proDente e.V.
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Literatur/Anmerkungen
- 1Deinzer R, Weik U, Eidenhardt Z, Leufkens D, Sälzer S. Manual toothbrushing techniques for plaque removal and the prevention of gingivitis-A systematic review with network meta-analysis. PLoS One. 2024 Jul 5;19(7):e0306302. doi: 10.1371/journal.pone.0306302. PMID: 38968165; PMCID: PMC11226064.