Kernseife zum Zähneputzen. Was ist dran?

Kernseife zum Zähneputzen. Was ist dran?

Nachhaltiges Handeln gehört zu den drängendsten Aufgaben unserer Zeit. So ist es kein Wunder, dass auch in der Zahn- und Mundpflege die Hersteller von Mundhygieneprodukten entsprechend reagieren. Beispielsweise mit Zahnbürsten aus Bambusholz und Borsten aus biobasiertem Nylon aus Rizinusölpflanzen. Oder mit Zahnpasta mit natürlichen Inhaltsstoffen, die in der Natur problemlos biologisch abbaubar sind. Das ganze verpackt in einer Tube, die teilweise aus recycelten lebensmittelechten Kunststoff besteht und dadurch unnötigen Kunststoffabfall vermeidet.

Voraussichtliche Lesedauer: 5 Minuten

Beispielsweise mit Zahnbürsten aus Bambusholz und Borsten aus biobasiertem Nylon aus Rizinusölpflanzen. Oder mit Zahnpasta mit natürlichen Inhaltsstoffen, die in der Natur problemlos biologisch abbaubar sind. Das ganze verpackt in einer Tube, die teilweise aus recycelten lebensmittelechten Kunststoff besteht und dadurch unnötigen Kunststoffabfall vermeidet.

Kernseife, ein Universalwaschmittel. Auch für die Zähne?

Im weltweiten Netz stößt man öfters auf den Vorschlag, im Sinne der Nachhaltigkeit Kernseife zum Zähneputzen zu verwenden1Bild der Frau: Gegen Blattläuse, für die Zahnpflege und mehr…: Das alles kann Kernseife im Haushalt2smarticular.de: Kernseife ersetzt die Zahnpasta3yahoo!life: Kernseife: Sie werden staunen, was das alte Hausmittel alles kann!. Ist das wirklich sinnvoll? Reinigt Kernseife unsere Zähne von den dort anhaftenden Belägen ohne dabei die empfindliche Mundschleimhaut zu schädigen? Denn unsere Zahnpflegeprodukte sollen zwar durchaus nachhaltig sein. Gleichzeitig darf aber der wichtige Aspekt der Zahngesundheit nicht der Nachhaltigkeit „geopfert“ werden. Und da kommen bei Kernseife als Zahnpastaersatz Zweifel auf.

Wichtige Inhaltsstoffe fehlen

In den meisten industriell hergestellten Zahnpasten ist Fluorid zum Schutz der Zähne vor Karies enthalten. Die Wirksamkeit von Fluorid ist wissenschaftlich belegt. Bereits bei zweimal täglicher Verwendung einer fluoridierten Zahnpasta kann Karies zu 40 bis 50 Prozent verhindert werden. Weshalb wissenschaftliche Fachgesellschaften, bspw. die Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ), fluoridhaltige Zahnpasten zur Zahnpflege empfehlen. Auch die Verbraucherzeitung ÖKO-Test empfiehlt Fluorid4Macht uns Fluorid in Zahnpasta krank? ((abgerufen am 24.02.2023)). Die Stiftung Warentest werten bei ihren Produkttests fluoridfreie Zahnpasten ab5Zahnpasta im Test ((abgerufen am 24.02.2023)).

Aber Zahnpasten enthalten nicht nur Fluorid, sondern auch Schleifmittel, sogenannte Abrasivstoffe. Diese sorgen für die gründliche Reinigung der Zahnoberflächen indem sie den Zahnschmelz leicht abschmirgeln. Wobei die Abrasivstoffe zwar gut reinigen sollen, aber gleichzeitig den Zahnschmelz nicht schädigen. Hier spielen die Art und Menge der Abrasivstoffe, aber auch die Größe der Schleifkörner eine entscheidende Rolle. Darüber hinaus befinden sich in der Zahnpasta Inhaltsstoffe mit therapeutischen Wirkungen, bspw. Pyrophosphate zur Hemmung der Zahnsteinbildung, Strontiumchlorid, Kaliumchlorid oder Kaliumnitrat zur Verwendung bei überempfindlichen Zahnhälsen oder Chlorhexidindigluconat (CHX) gegen Bakterien.

Kernseife ist gut für die Umwelt

Schon diese Aufzählung zeigt, dass Kernseife kein vollwertiger Ersatz für eine industriell gefertigte Zahnpasta ist. Sicherlich, auch Kernseife schäumt beim Putzen, was die Beläge auflockert und eine gewisse Reinigungswirkung hat. Von Vorteil ist zudem, dass klassische Kernseife parfümfrei und ohne Farb- oder Konservierungsstoffe ist. Titandioxid, dass noch immer in einigen Zahnpasten enthalten ist und im Verdacht steht, in größeren Mengen krebserregend zu sein, gibt es ebenfalls nicht. Von Nachteil ist allerdings der Geschmack von Kernseife, der so manchen Anwender und so manche Anwenderin eher vom Zähneputzen eher abschrecken wird. Was gerade bei Kindern problematisch ist, da sie ja zunächst an ein tägliches Zahnputzritual herangeführt werden müssen.

Kernseife

Kernseife wird durch Verseifung von Tierfett, bspw. Rindertalg, hergestellt. Es gibt aber auch Kernseifen, die aus Pflanzenfett gewonnen werden. Bei der Verseifung werden die Fette mit Natronlauge in die Natriumsalze der Fettsäuren und Glycerin zerlegt. Dem dadurch entstehenden Seifenschleim, die sogenannte Leimseife, wird anschließend durch Zugabe von Kochsalz (Natriumchlorid) „ausgesalzt“. Der bei dieser Aussalzung entstehende Seifenkern (daher auch der Name Kernseife) schwimmt an die Oberfläche und wird abgeschöpft. Das wasserlösliche Glycerin und unerwünschte Begleitstoffe aus den Fetten verbleiben in der Lösung. Die Farbe der klassischen Kernseife ist weißlich bis bräunlich, der Geruch ist neutral. Aufgrund des Herstellungsprozesses wird Kernseife auch als “Natronseife” bezeichnet.

Wissenschaftliche Belege fehlen

Während die Wirkung von Zahnpasten gut untersucht ist, scheint es zur Wirkung von Kernseife auf die Zahngesundheit keine wissenschaftlichen Studien zu geben. Ob Kernseife gesundheitlich bedenklich ist, müsste ein Mediziner beantworten. Aber prinzipiell besteht Kernseife aus Wasser und Natriumhydroxid sowie tierische oder pflanzliche Fette, wobei der Trend zu pflanzlichen Fetten wie Kokosöl oder Olivenöl geht, also tierische Fette durch pflanzliche ersetzt werden. Beim Kochen der Inhaltsstoffe wird dem Gemisch noch Salz zugefügt. Gesundheitlich sehen diese Bestandteile eigentlich unbedenklich aus. Vorausgesetzt, man spült den Mund nach dem Zähneputzen gründlich aus. Aber es gibt auch Kernseifen, die weitere Inhaltsstoffe verwenden. So bestehen die Inhaltsstoffe der Dalli Haushaltskernseife aus SODIUM TALLOWATE, AQUA, SODIUM COCOATE,PARFUM,GLYCERIN,SOIUM CHLORIDE,COCONUT ACID,TETRASODIUM EDTA,TETRASODIUM ETIDRONATE,LIMONEN, CI 778916Angaben DM (abgerufen am 24.02.2023), https://www.dm.de/dalli-kernseife-3-stueck-p4012400532612.html). Hier sind u. a. auch Aromastoffe enthalten. Also: Augen auf beim Kernseifekauf!

zpl

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Literatur/Anmerkungen

4 Kommentare zu „Kernseife zum Zähneputzen. Was ist dran?“

  1. Danke für alle diese Informationen auf dem Blog und auch für die weiterführenden Artikel. Ich habe das eine Zeit lang auch gemacht und bin schnell zu Zahnpasta zurückgekehrt. Auch wegen der Inhaltsstoffe, aber einfach, weil es ein anderes Gefühl erzeugt. Außerdem hat auch meine Zahnärztin mir höflich davon abgeraten.

  2. Pingback: Zähneputzen: Mehrheit überschätzt eigenen Fähigkeiten - Blog Zahnputzladen

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