Zahnseide: BUND testet auf PFAS

Zahnseide: BUND testet auf PFAS

Die regelmäßige Verwendung von Zahnseide wird als ergänzende Hygienemaßnahme empfohlen. Sie soll nicht nur reißfest sein und geschmeidig durch die Zahnzwischenräume gleiten, sondern auch keine bedenklichen Chemikalien enthalten. Laut dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland sind aber in mehreren Zahnseiden bekannter Hersteller „Ewigkeits-Chemikalien“ zu finden.

Voraussichtliche Lesedauer: 4 Minuten

Zahnseide-Test: Mehr Top als Flopp

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) wollte es genauer wissen und hat im vergangenen Sommer ein unabhängiges Labor mit einem Test verschiedener Zahnseiden beauftragt. Insgesamt fällt der ToxFox-Produktcheck recht erfreulich aus: Fünf von den sieben untersuchten Zahnseide-Produkten bestehen aus unbedenklichen Materialien. Zwei weitere Produkte wurden jedoch aus per- und polyfluorierten Alkylverbindungen, kurz PFAS, hergestellt. PFAS sind eine Gruppe von mittlerweile über 10.000 synthetischen und extrem langlebigen „Ewigkeits-Chemikalien“, die Jahrhunderte in der Umwelt überdauern und bereits jetzt auf der ganzen Welt und im menschlichen Körper gefunden werden.

Der BUND ließ stichprobenartig sieben verschiedene Zahnseide-Produkte auf insgesamt 61 PFAS testen und befragte gleichzeitig die Hersteller zu den verwendeten Inhaltsstoffen. Fünf der sieben getesteten Produkte enthielten laut Labortest und Herstellerangaben keine PFAS, bestehen also aus unbedenklichen Materialien. Die beiden anderen hingegen, bestehen aus dem Polymer Polytetrafluorethylen (PTFE), einer kunststoffartigen PFAS-Verbindung, bekannt unter Markennamen wie „Teflon“. Auch wenn von PTFE kein direktes Gesundheitsrisiko ausgeht, kann es Rückstände von giftigen PFAS wie PFOA enthalten, die auch schon bei der Herstellung von PTFE Wasser und Böden kontaminieren.

Besorgniserregend ist, dass im Zahnband der Eigenmarke der Drogeriemarktkette Budni dem PFAS-Polymer PTFE die giftige Perfluoroctansäure (PFOA) nachgewiesen wurde. PFOA ist in der EU wegen seiner gesundheitsschädlichen Eigenschaften bereits weitgehend verboten. Der Stoff wurde lange Zeit unter anderem zur Herstellung von PTFE eingesetzt. Die allermeisten der rund 10.000 PFAS-Einzelverbindungen auf dem Markt, sind jedoch wenig untersucht und nicht reguliert.

Bei Produkten wie Zahnseide setzt jede und jeder von uns eigentlich voraus, dass unbedenkliche Materialien verwendet werden. Die meisten Hersteller tun das, das ist sehr gut. Damit zeigen sie, dass es sichere Alternativen gibt. Umso unverständlicher ist es, dass zwei von sieben Produzenten PFAS einsetzen.

Antje von Broock, BUND-Geschäftsführerin

BUND fordert Verbot der PFAS-Chemikaliengruppe

Die gemessene PFOA-Konzentration der Zahnseiden liegt zwar deutlich unter dem gesetzlichen Grenzwert, zeigt aber, dass Rückstände von gefährlichen PFAS, die zur Herstellung von Polymeren eingesetzt werden, im Endprodukt landen und die Umwelt weiter belasten können. Am zweiten Zahnband aus PTFE, einer Eigenmarke der Drogeriemarktkette dm, wurden keine Rückstände von PFOA oder anderen kurzkettigen PFAS gefunden. Sie gelangen aber bei der Herstellung von PTFE und später bei der Müllverbrennung in die Umwelt.

Der BUND fordert bis 2025 für die gesamte PFAS-Chemikaliengruppe ein Verbot in sensiblen Alltagsprodukten wie Textilien, Lebensmittelverpackungen und Kosmetika.

Tipps für Verbraucher und Verbraucherinnen

    • Vermeiden Sie Zahnseide, die mit „extra gleitfähig“ oder PTFE gekennzeichnet ist.
    • PFAS werden in vielen Alltagsprodukten eingesetzt, u.a. in Textilien, Fast-Food-Verpackungen, Kosmeti-
      ka, Skiwachse, Feuerlöscher u.v.m. Versuchen Sie PFAS in Produkten zu vermeiden. Achten Sie auf die
      Kennzeichnungen „PFAS-frei“, „PFC-frei“ oder „fluorcarbonfrei“, welche synonym verwendet werden.
    • Nutzen Sie die ToxFox-App des BUND.
    Hintergrund zu PFAS

    PFAS haben eine gemeinsame Eigenschaft: Sie sind extrem langlebig und verbleiben über Jahrhunderte in der Umwelt. Sie reichern sich im Grundwasser, im Boden, in Pflanzen, Tieren und in unserem Körper an. Einige PFAS sind extrem mobil und finden sich inzwischen in der Arktis ebenso wie in den Hochlagen des Himalaja-Gebirges.

    Schätzungsweise über 10.000 PFAS-Verbindungen sind aktuell auf dem Markt, die meisten davon sind wenig bis gar nicht auf ihre umwelt- und gesundheitsschädlichen Eigenschaften untersucht und somit nicht gesetzlich reguliert. Sie werden wegen ihrer wasser-, fett- und schmutzabweisenden Eigenschaften und Hitzebeständigkeit in unzähligen Alltagsprodukten eingesetzt. Die bekanntesten sind wetterfeste Kleidung und antihaftbeschichtetes Küchengeschirr (Teflon). Aber auch in vielen anderen Produkten, wie Kosmetika, Zahnseide, Kletterseile oder Skiwachs werden PFAS unnötigerweise eingesetzt.

    Bereits bei ihrer Herstellung, während des Gebrauchs und bei der Entsorgung behandelter Produkte, können PFAS abgegeben werden. Dadurch steigen die Konzentrationen in der Umwelt stetig an. Studien wiesen sie im Blut aller Kinder nach, die sie bereits als Säuglinge mit der Muttermilch aufnehmen. Eine Studie des Bundesumweltamtes ermittelte bei 20 Prozent der untersuchten Kinder und Jugendlichen Blutwerte, die ernste gesundheitliche Folgen haben können. Dazu gehören Schilddrüsenerkrankungen, Leberschäden, Diabetes, Brust-, Nieren- und Hodenkrebs sowie eine verringerte Reaktion auf Routineimpfungen.

    zpl, 27.01.2024, Quelle: PM BUND, Teaserfoto: proDente e.V.

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