Bei Ernährung denken wir schnell an Übergewicht oder Diabetes mellitus. Viel zu selten denken wir aber an Karies.
Ganz klar: Eine ausgewogene Ernährung hilft, gesund zu bleiben. Schnell denken wir bei Ernährung an Übergewicht oder Diabetes mellitus. Viel zu selten denken wir aber an Karies. Dabei ist Karies die häufigste ernährungsbedingte Krankheit. Schon wenn wir nur einige Punkte bei unserer Ernährung beachten, haben wir viel für gesunde Zähne getan.
Frisches Obst, Getreideprodukte und viel rohes Gemüse sind der erste Schritt. Nun benötigen unsere Zähne zum Aufbau und Erhalt Kalzium, Vitamin D und Fluorid. Vitamin D kommt in Fischen vor, wird aber auch vom Körper unter Einwirkung von Sonnenlicht (ultraviolette Strahlung) selbst produziert.
Viele Studien belegen, dass das Spurenelement Fluorid hilft, Karies zu verhindern. Daher wird den meisten Zahnpasten Fluorid zugesetzt. Fluorid ist allerdings nicht nur in Zahnpasten, sondern auch in schwarzem Tee, in vielen Mineralwässern (Etikett beachten), aber auch in Seefischen, Meeresfrüchten, Nüssen und Sojaprodukten enthalten.
Der Ernährungskreis oder die Ernährungspyramide zeigen, wie‘s geht
Wie eine gesunde, nicht nur zahngesunde Ernährung aussieht, zeigt der Lebensmittel- oder Ernährungskreis Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). In ihm sind alle lebenswichtigen Lebensmittel in sieben Gruppen geordnet, wobei Lebensmittel innerhalb einer Gruppe ähnliche Nährstoffe liefern. Eine Abwandlung des Ernährungskreises ist die Ernährungspyramide (Lebensmittelpyramide).
Nun müssen wir nur noch aus allen sieben Gruppen mindestens ein Lebensmittel essen oder trinken, und schon haben wir unserem Körper alle lebensnotwendigen Nährstoffe zugeführt. Damit auch die Menge stimmt, sollen einige Produkte, zum Beispiel Getreide, Kartoffeln und Obst, besonders reichlich, andere dagegen, zum Beispiel Fette und Öle, in deutlich kleineren Mengen konsumiert werden. Kritiker wenden allerdings ein, dass dieser Ernährungskreis nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit sei und es die perfekte Ernährung eigentlich nicht gibt (Sendung Odysso).
Zucker, die süße Gefahr für die Zähne
Zweifellos ist Zucker die größte Gefahr für unsere Zähne. Vor allem dann, wenn wir mehrmals am Tag süße, zuckerhaltige Nahrungsmittel verzehren. Denn aus Zucker produzieren die in der Mundhöhle lebenden Bakterien Säuren. Diese Säuren lösen den extrem harten Zahnschmelz auf und schaffen so die Eingangspforte für andere, eiweißabbauende Bakterien. Vermeidet man den Säureangriff, dann entsteht auch keine Karies.
„Eine unausgewogene Ernährung und ein übermäßiger Zuckerkonsum schaden auf Dauer sowohl der Allgemein- als auch der Mundgesundheit.“
Prof. Dr. Dietmar Oesterreich , Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt im Mittel nicht mehr als 25 Gramm Zucker (= 6 Teelöffel) in verarbeiteten Lebensmitteln pro Tag. Im Jahr 2016/17 wurden in Deutschland pro Einwohner rund 33,8 Kilogramm Zucker verbraucht. Das entspricht einer täglichen Menge von rund 93 Gramm.
Achtung vor verstecktem Zucker
Dass in Bonbons, Schokolade, Eis und Limonade viel Zucker steckt, weiß jedes Kind. Aber denken wir auch an den Zucker, der in Tomatenketchup, Fruchtjoghurt, Müsli-Riegel oder in anderen Produkten steckt? In 500 g Tomatenketchup stecken rund 150 g Zucker. Und der süße Brotaufstrich aus Schokolade im 400 Gramm Glas enthält rund 50 Prozent Zucker, nämlich 223 Gramm. Ein weiteres Beispiel: Eine Tasse mit 20 Gramm Instant Tee beinhaltet 18 Gramm Zucker. Ob Rotkohl aus der Dose, Gurken aus dem Glas oder Müssli aus der Tüte: Überall versteckt sich Zucker. Mal mehr, mal weniger. Aber immer gefährlich. Nicht nur für unsere Linie, sondern besonders für unsere Zähne.
Zuckerverzicht ist optimal, aber auch realistisch?
Für die Zahngesundheit wäre es optimal, bei der Ernährung ganz auf Zucker zu verzichten. Aber ist das auch realistisch? Wahrscheinlich nicht. Aber der völlige Verzicht auf Süßigkeiten ist gar nicht nötig. Denn dank unseres Speichels kann ein Zahn kurze Säureangriffe ohne bleibende Schäden überstehen. Der Speichel spült die Säure von den Zähnen und neutralisiert sie. Außerdem ersetzt er die durch den Säureangriff aus dem Zahnschmelz herausgelösten Mineralien. Zahnärzte sprechen dann von der Remineralisierung. Wichtig ist hierbei, dass dieser körpereigene Abwehrmechanismus nicht überfordert wird. Nehmen Sie daher möglichst selten zuckerhaltige Speisen und Getränke zu sich und verzichten Sie auf gesüßte Zwischenmahlzeiten.
„Zucker-Getränke sind keine Durstlöscher, sondern Dickmacher. Wenn nur noch halb so viel Zucker in Limonade drin ist, bleibt sie immer noch süß. Und niemand wird etwas vermissen. Wetten?“
Dr. Eckart von Hirschhausen, Arzt und Wissenschaftsjournalist
Und wenn schon süße Zwischenmahlzeiten, dann wenigstens mit „zahnfreundlichen Süßigkeiten“. Also mit Süßigkeiten, die mit Süßstoffen (Zuckerersatzstoffen) oder Zuckeraustauschstoffen gesüßt sind. Zur leichteren Erkennung haben viele dieser zahnfreundlichen Produkte das Zahnmännchen-Logo auf der Verpackung aufgedruckt. Andernfalls hilft nur der Blick auf die Zutatenliste.
Zuckerersatzstoffe – eine zahnfreundliche Alternative
Zuckersatzstoffe sind eine zahnfreundliche Alternative zum Zucker. Sie schmecken zwar süß, die Mundbakterien können diese Stoffe jedoch nicht oder nur in geringem Ausmaß zu zahnschädigender Säure verarbeiten. Zuckerersatzstoffe werden in Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe unterteilt.
Süßstoffe
In Deutschland sind hauptsächlich Süßstoffe Saccharin, Cyclamat und Aspartam bekannt, die allerdings nur in bestimmten Lebensmitteln verarbeitet werden können.
Zuckeraustauschstoffe
Für die Kariesverhütung am bedeutendsten sind die Zuckeraustauschstoffe Sorbit (Sorbitol) und Xylit (Xylitol). Aber auch Mannit (Mannitol) und Isomalt gehören zur Gruppe der Zuckeraustauschstoffe. Die Süßkraft von Xylit entspricht in etwa der des normalen Haushaltzuckers. Demgegenüber hat Sorbit nur eine Süßkraft von 50%.
Im Unterschied zu den Süßstoffen sind die Zuckeraustauschstoffe zur Herstellung von Süßwaren gut geeignet, weshalb man sie oft in der Zutatenliste dieser Produkte findet. Da Xylit das Wachstum bestimmter Mundbakterien hemmt (Streptococcus mutans), wird es bevorzugt bei Kaugummi und Zahnpasten eingesetzt.
Allerdings haben manche Zuckeraustauschstoffe auch unerwünschte Nebenwirkung: Durch unvollständige Aufnahme im Dünndarm kann es zu Blähungen und Durchfall kommen: Hier spielen Menge und Gewöhnung eine Rolle. In normalen Mengen gegessen, sind Zuckeraustauschstoffe gesundheitlich unbedenklich. Wenn Sie wissen wollen, ob Süßwaren mit Süßstoffen gesüßt sind, brauchen Sie nur auf die Verpackung zu schauen. Hier geben die Hersteller alle Inhaltsstoffe an. Sie können also leicht feststellen, ob Ihre Süßwaren zum Beispiel mit Xylit oder Sorbit gesüßt wurden.
„Saures“ setzt den Zähnen zu
Nicht nur Süßes, sondern auch Saures kann die Zähne schädigen. Saure Getränke, Früchte, Fruchtsäfte, Vitamin-C-Brausetabletten und andere sehr saure Lebensmittel können den Zahnschmelz massiv schädigen und zu „Erosionen“ führen.
Denn zu viel Säure kann der Speichel auf Dauer nicht neutralisieren. Ein Ausspülen des Mundes nach dem Genuss saurer Getränke oder Speisen ist daher zu empfehlen. Auf keinen Fall sollten Sie aber sofort zur Zahnbürste greifen. Sie würden nur größeren Schaden anrichten.
Gesunder Enährung ersetzt nicht den Zahnarztbesuch
Zahngesunde Ernährung hilft Ihre Zähne gesund zu erhalten. Natürlich nur in Kombination mit guter Zahnreinigung. Sie ersetzt aber nicht den regelmäßigen Kontrolltermin in der Zahnarztpraxis. Nur dort können Probleme frühzeitig erkannt und behandelt werden.
(zpl)
Weitere Informationen auf diesem Blog
- Süßgetränke – weniger ist mehr
- Xylit – die Wunderwaffe gegen Karies
- Zuckergehalt wird unterschätzt
- WHO-Richtlinie für die Aufnahme an freiem Zucker. (pdf-Datei, 558 KB)
Weitere Informationen im Internet
- Ernährungs-Umschau.de: Die Bedeutung der Ernährung für die Zahngesundheit. (pdf-Datei, 513 KB, abgerufen am 21.09.2019)
- Bundeszahnärztekammer (BZÄK): Position:Bedeutung der Ernährung im Rahmen zahnmedizinischer Erkrankungen. (pdf-Datei, 88,4 KB, abgerufen am 21.09.2019)
- ARD-Sendung „Planet Wissen“: Zucker. (abgerufen am 21.09.2019)
- Apotheken-Umschau: Wie es gelingt, weniger Zucker zu essen. (abgerufen am 21.09.2019)
- Wirtschaftliche Vereinigung Zucker e.V.: Zucker und Zahngesundheit. (pdf-Datei, 1,35 MB, abgerufen am 21.09.2019)
- Fettleibigkeit, Diabetes, Zahnkrankheiten:Mehr als 2.000 Ärztinnen und Ärzte fordern Maßnahmen gegen Fehlernährung. (pdf-Datei, 886 KB, abgerufen am 21.09.2019)
5 Kommentare zu „Zahngesunde Ernährung gegen Karies.“
Sehr spannender Artikel. Ich finde es auch wichtig und berücksichtige was ich esse damit meine Zähne gesund bleiben. Zudem gehe ich regelmässig zu einem Zahnarzt, der biologische Zahnmedizin anbietet.
Ich habe immer wieder Karies, den ich dann auch behandeln lassen muss. Jetzt möchte ich daran was ändern. Gut zu wissen, dass nicht nur Zucker, sondern auch Saures den Zähnen zusetzt.
Danke für diesen spannenden Artikel! Bislang habe ich mir keine Gedanken über die Auswirkung meiner Ernährung auf meine Zähne gemacht. Jedoch macht es natürlich Sinn, dass mit seinem Zuckerkonsum aufpassen sollte. Ich denke, ich werde meinen Zahnarzt beim nächsten Besuchen zu diesem Thema befragen. Vielen Dank für den Beitrag!
Ich finde den Artikel über „Zahngesunde Ernährung“ sehr informativ und gut strukturiert. Die Empfehlungen und Tipps sind praxisnah und leicht umzusetzen. Besonders gut gefällt mir, dass nicht nur auf die bekannten süßen Lebensmittel, sondern auch auf versteckten Zucker in verschiedenen Produkten hingewiesen wird. Der Artikel sensibilisiert für das Thema Zahngesundheit und zeigt, dass jeder mit einer bewussten Ernährung etwas für seine Zähne tun kann.
Wirklich ein spannender Beitrag. Ich habe schon öfters mit Karies zu tun gehabt und ein Zahn muss deswegen bald ersetzt werden. Der Zahnarzt kann mir hoffentlich noch weitere Tipps geben, wie ich mich in Zukunft besser um meine Zähne kümmern kann. Dass eine bewusstere Ernährung ebenfalls helfen kann, war mir bisher noch nicht bewusst.